OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1941-43 / 1941-09-08

Mo. 8. Sept.

Heute reiten mit Mrs. Jones. Herrliches Wetter. Nachher einige Aufnahmen gemacht. Prince war etwas schwierig; wahrscheinlich fühlte er sich nur sehr gut.

Ich hatte an der Broch. geschrieben, aber heute kam Johnny zurück und meinte, wir sollten die nächsten 2 Wochen ausnützen; er sei auch gut in der Materie drinnen. That settles it! Ich glaube wir werden rasch vorwärts kommen. Ich habe eine Menge Punkte für die morgige Besprechung.

Mimi holte ich gestern um 1h in Trenton ab, wir lunchten in der Cuttaloosa Inn & ich brachte sie wieder nach T. zurück, wo sie um 4.30 abfuhr. Es war nett. Maxwell sitzt noch immer in Nigeria, wo er nichts zu tun hat.

Berlin ist schwer angegriffen worden. Die Engländer geben 20 Bomben als Verlust zu. Selten kann man mehr als 10% abschiessen. Das deutet auf schweren Angriff. Die Nazipresse tobt.

An die Eltern geschrieben. Es wird wohl nicht mehr lange möglich sein. Ich glaube, man wird die diplom. Beziehungen abbrechen, obwohl das nicht sehr viel bedeutet. Viell. auch Convoys und Aufhebung des Neutral. Gesetzes.

Heute viel gelesen. Meist über math. Ökon. etc auf der Suche nach Sachen, die man etwa zitieren müsste. Aber es gibt nichts. Wie blöd doch zum grössten Teil Kaufmanns Aufsatz ZFN.II ist! Von Schams ebda. schon ganz zu schweigen ("genauer 0/0"!).

Ich bin so bös auf die elenden Text-book Schmierer. Es gibt nichts anständiges. Alles 3.Klassig; voller Fehler, Mangel an Lit. Kenntnis usw. Jetzt ist Lutz's Bearbeitung von Benham erschienen; das ist eine ganz andere Klasse. Leider kann ich es hier nicht benützen, aber ich werde es stark empfehlen.

Ich will weiter sehr fleissig bleiben. D.h. ich werde social activities sehr herabsetzen.

Denn das Leben ist so kurz & ich will etliche Dinge tun. Man sollte einen Aufsatz über allg. Gleichgew. etc. schreiben; viell. ist Johnny dafür zu haben. Es eilt ja nicht! Aber es wäre so schön & man könnte dort vieles ausbauen. Zunächst aber gibt es viel zu tun; wo noch grosse Schwierigkeiten sind.

Aydelotte war neulich ganz begeistert, als er von meiner Zus.arbeit mit Johnny hörte. Ich wünschte, er würde mir am Institut Gelegenheit geben, das ganz ungestört zu tun. Das kann noch werden - .

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1941-43, Eintrag 1941-09-08
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.24)