OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1941-43 / 1942-03-05

Do. 5. März 42

Wieder grosse Lücke. Sie zeigt, daß ich viel zu tun habe: Vorlesungen (ca. 60 Studenten, aber es geht gut & macht keine grosse Mühe in puncto Vorbereitung, weil ich in diesen Dingen eben zu Hause bin); Grad. Course & das Buch. Wir haben das 200 S. lange 2. Kap. in 2 Kap. Gebracht; & die "Teile" fallen gelassen; ferner das Kap. über d. 3. p.game fertig & beginnen jetzt mit Chpt. 6 (Allg. Theorie). Das Ende ("mit Schrecken", wie Johnny sagt, weil wir uns das 7. noch gar nicht gut überlegt haben) ist aber in Sicht. Jetzt insges. ca. 400 MS Seiten: 10 Seiten über Messbarkeit des Nutzens eingeschaltet; das ist jetzt in Ordnung, und enthält lehrreiches über Transformationen, Schwerpunkte etc. Also die math. Ökon. werden eine harte Nuss zu knacken haben. Das Buch steht ganz neben der bisherigen Literatur & wird nicht leicht absorbiert werden. Die P.U. Press hat es schon voreilig angezeigt mit 308 (?!) S. & $ 3.75.-. Es wird mehr kosten, wohl $ 5.-. Wir haben beide grossen Spaß an der ganzen Sache. Sicherlich kommen später noch weitere Publikationen von uns; einige haben wir im Text schon angekündigt (z.B. über Präferenzen, die nur teilweise geordnet sind); Indiff. Curven haben wir zur Gänze eliminiert. Die wiss. Strenge & das wiss. Ethos Johnnys sind ein wunderbares Vorbild. Und was ich sonst gelernt habe!

Es würde zu weit führen, einzutragen, was sonst los war: Singapur, Java, etc. – die ganze traurige Liste. Für Militärdienst registriert. – Haberler war vorige Woche hier; gestern im Theater: Without Love (Katherine Hepburn), Vorher Dinner bei Neumanns: 2 Aydelotte, 2 Weyl, Hadamard (über 75!).

Louise Morse hat Arm & Hüfte gebrochen, Marston chauffierte -; in 8 Wochen ist das Baby fällig. Die Arme; ich besuchte sie & fand sie so brav.

Mir geht es wieder etwas besser, aber ich fühle mich nicht positiv wohl. Hoffentlich kann man bald reiten gehen. Ich brauche etwas Erholung. Vielleicht fahre ich 3 Tage ans Meer während unserer Osterferien.

Viell. bald wieder eine Eintragung. Madeline nur einmal in den letzten 4 Wochen gesehen. Mimi auch kaum; es geht ihr schlecht & sie ist krankhaft deprimiert; es ist ein grosser Jammer & ich weiss nicht, was ich machen soll.

Wenn man überhaupt weiterarbeiten kann, weiss ich viel, viel, was ich machen will. – An der Univ. ist man sehr nett zu mir, es gibt gar keine Spur von Animosität oder dergl., im Gegenteil. Das Buch wird meine Reputation sehr erhöhen; Kammerer tritt nächstes Jahr in Pension. Da könnte man mich zum full prof. machen.

Dieses Frühjahr wird fürchterliche militär. Aktionen sehen & es wird sehr knapp werden. Die United Nations müssten nun endlich die Offensive irgendwo ergreifen.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1941-43, Eintrag 1942-03-05
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.24)