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tagebücher / 1941-43 / 1942-03-28

Sa. 28. III. 42

Mit der Arbeit haben wir ziemlich gute Fortschritte gemacht. Jetzt ist sogar die Gruppentheorie hereingebracht worden, um die "Symmetrie" der Spiele zu erklären. Es ist aber sehr schön. Diese Woche weniger, weil Johnny verreist war; Aberdeen & Harvard, wo er 2 Vorträge hielt, einen für die Ökon. über die Prod.gleichungen. Es scheint ganz nett gewesen zu sein, wie er mir eben erzählte. Aber niemand hat begriffen, wieso es die Ökon. nicht mit einem Maximumproblem zu tun hat. Wir müssen nun wieder etliches im Buch ausführlicher darlegen, so wie ich das schon immer gefordert hatte. Jetzt sieht Johnny die Notwendigkeit ein.

Gestern bei Mimi; sie war in sehr guter Stimmung, das Verhör ist auf heute vorverlegt worden (nach 2 x Vertagung) & ich habe den Eindruck, daß es gut gehen dürfte. Sie nahm eine sehr vernünftige Haltung ein. Sie hat viele, ausgezeichnete affidavits, ich habe die Brit. Botschaft in Bewegung gesetzt usw. Man hat getan, was sich irgend tun liess. Ich hoffe heute noch zu hören. Das erfreuliche ist, daß sie nicht einen Widerwillen gegen Amerika entwickeln wird, sondern im Gegenteil die Notwendigkeit solcher Untersuchungen selbst betont.

Do. kam Diana unvermutet. Wir gingen nach dem Lunch reiten (bei Bergen) 1 1/2h, das erste Mal. Es war sehr schön. Dann Cocktails bei mir. Noch: Mary, Mme Perrin, Mantoux, 2 Weiler, DeWald, Nurkse, Hill, 2 Thomas, Barbara. Dann nachtmahlte ich mit Weyls in der P. Inn, hatte Seminar. Dann rief Clari an, die eben zurückgekommen war: 2 Fahrräder gestohlen. Also Polizei: Radio-Car etc. & harmlose Aufklärung: Efficiency der Macy Leute, die eine Ausbesserung vornehmen wollten.

Gestern früh 8h mit Diana reiten & Frühstück. Wieder herrliches Wetter. Ich bin etwas steif heute. Sie war ganz reizend. Sie ist sehr intelligent & man hat halt doch viel gemeinsam "background" in Europa etc. Sie war bes. chick angezogen. Im Sommer sind sie wieder in Norfolk, werden aber im Hause der früh. Grossmutter wohnen. Sie will wieder kommen, wenn die dogwood blühen.

Mittw. in N.Y., Gespräch mit Willets. Kitt ist in der Navy & geht in einigen Tagen als Aid von Admiral Stark nach London. Das wird ihm grossen Spaß machen & seine gute Kenntnis Europas wird sehr nützlich sein. Im Nat.Bureau sprach Th. Hultgren unendlich langweilig über Eisenbahnen. Dabei ist das Thema wichtig. Aber die Leute haben keine Technik & kein Math. Nachher mit Madeline nachtmahlen. Sie wurde Do. 25 & ich gab ihr ein Paar Lapislazuli Ohrringe.

Gestern sprach Noël Hall; erst hatten wir Nachtmahl zus. Er schilderte die Entstehung des Min. of Ec. Warfare. Es war recht interessant, nur allg. zu optimistisch. Jedoch glaube ich, dass die Gesamtanalyse richtig ist.

Der neue Stuhl (Wing Chair,Georgian) kam Do. und passte überhaupt nicht ins Zimmer. Heute habe ich ihn gegen einen sehr schönen – grünen – Chippendale ausgetauscht.

Genug für heute - .

Di. diskutierten Johnny & ich noch eine Reihe Dinge, z.B. St. Petersburg Paradoxon; Lust am Wetten oder Spielen (was eventuell den Gebrauch der math. Erwartung hätte stören können). Wir haben das nun im Kopfe & werden es bald niederschreiben. Er meint jetzt, daß das Buch wohl mindestens 450 Seiten haben wird. Die Herrichtung des MS wird noch eine Masse Arbeit machen. Wir müssen es 2 x zus.hängend & hintereinander lesen, um einen Gesamteindruck zu bekommen. Auch die Notationen müssen ausgeglichen werden. Es wird wohl 15 Fig. haben; nicht eine die so aussieht, daß die Ök. sie erkennen können.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1941-43, Eintrag 1942-03-28
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.24)