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tagebücher / 1941-43 / 1942-04-26

Sa. 26.IV.

Keine bes. gute Woche. Zu vielerlei Dinge. Di. Vortrag von Alva Myrdal, meist über Bevölkerungsfragen etc. gut; nachher ein Smoker, der auch gut war. Sie ist schon sehr intelligent. Do. sprach Viner, der sich kaum vorbereitet hatte ("Planning") & allgemein enttäuschte. Johnny ging gar nicht hin; die Geschichte mit Wong & der Envelop Kurve, die durch die Minima gehen soll, hatte ihn zu mißtrauisch gemacht.

Heute vormittag bei Mimi. Die Eingabe nach W. ist doch einstimmig gemacht worden. Ich habe gestern wieder an Opie geschrieben; er könnte nun wirklich schon etwas tun. Dann ginge es nämlich wirklich rasch & sie wäre befreit. – Mrs. Spencer (Rostler's Schwiegermutter) hat an Biddle geschrieben. Ich werde mir von Otto oder Felix einen Brief geben lassen, falls noch so viel Zeit vergehen sollte.

In puncto Ökon. fallen mir immer mehr Sachen ein. Z.B. Domination, die intransitiv ist; wie verhält sich das zu komparativen Kosten?! – Sic. Da steckten noch Überraschungen dahinter.

Viner wusste von meiner Arbeit für das Ntl Bureau und ist sehr neugierig. Er meint, daß dies die wichtigste empirische Arbeit sei, die man jetzt machen könne.

Ich sagte Johnny, daß Smith (PU Press) mich gefragt habe, ob wir mehrere Bände machen. J. Sagte, es sei ihm neulich Nacht eingefallen, es könnten wohl 2 Bände werden!! Ich glaube, wir sollten aber den 1. separat publizieren. – Jedenfalls ist klar, daß wir dabei bleiben müssen, in den nächsten Jahren, und noch eine Reihe Abhandlungen schreiben müssen. (Wir haben schon 3-4 angekündigt!).

Gestern bei Tofes (belgisch. Stud.); noch: Lutz, 2 Weiler (franz.), 2 Polak, Mantoux. Schlimm. Warum diese Leute nur so unzufrieden mit Am. sind?! Die franzosen sind am schlimmsten. Ich muß mich über diese Refugees immer so ärgern; ich bin auch früher weggegangen. Neumanns haben mit anderen genau die gleichen unangenehmen Erfahrungen gemacht.

Ich habe das unbestimmte Gefühl, als ob die grossen Kriegshandlungen in den nächsten Tagen beginnen würden. Ich glaube, daß man diesen Sommer eine 2. Front in Westeuropa machen wird. Über Rostock hat man in 2 Nächten 400-450 Tonnen Bomben abgeworfen. Dann kommen andere Städte an die Reihe; offenbar Sassnitz, Swinemünde etc. Das würde darauf hindeuten, daß man die Verbindungen mit Skandinavien & Nordrußland erschweren will. Viell. greift man Nordkap, Narvik etc an, um gemeinsame Front mit Murmansk zu haben? – Man wird sehen. Morgen spricht G. Stefansson über "The war in the North". Ich habe die 2 Jones' eingeladen; es ist für die Russian War Relief.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1941-43, Eintrag 1942-04-26
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.24)