Do. 11. VI. 42.
Vorhin wurde mitgeteilt, daß Molotoff in London & Washington gewesen ist. UK-USSR: 20 Jahr Pakt, Versprechen Roosevelts, daß noch 1942 eine 2. Front eröffnet wird! Das lässt viele Ausdeutungen zu, z.B. daß man die Russen bei der Stange halten muß, oder daß man sich so stark fühlt, daß man glaub, heuer einen Sieg erringen zu können etc. Es geschieht also wieder eine Menge. Molotoff ist wieder in Moskau; man sieht also, daß so viel hinter den Kulissen vor sich geht vom rein Militär. ganz zu schweigen. Wozu also Spekulationen anstellen? Ich bin aber doch immer mehr der Ansicht, daß es für die United Nations immer besser geht (im Gesamtbild).
Das VII. Kapitel abgeschlossen (& neues begonnen: 5 pg., Parameterabzählung etc). Wir sind sehr fleissig. Johnny ist bedrückt, weil es Clari nicht gut geht. So. schien sie ausgezeichnet, aber es scheint, als ob aus dem Baby nichts wird, weil sie einen Ohnmachtsanfall hatte. Das würde mir sehr leid tun.
Graham's Buch ist erschienen & soll fürchterlich sein. Er ist wohl etwas überspannt. Dabei habe ich ihn doch sehr gern & finde ihn anregend in einem allg. Sinne. Bes. relativ zu den anderen Grössen im Department.
Di. kam Mimi auf 2h; nur um mit mir zu Nachtmahlen aus W. & zurück (!). Sie sah sehr gut aus, erzählte, was sie der Board über mich ausgefragt hatte, & offenbar erinnerte sie sich an vieles mit Vergnügen. Man soll sich in den Frauen auskennen. Es störte mich; aber ich war freundlich & sie tut mir leid.
Gestern Abend waren Gödels hier, Lovasy & Frl. Jeidels. Die Frauen redeten zu viel; ich möchte Gödel gern einmal einen Abend allein haben. Lovasy spricht in letzter Zeit so viel, & immer ohne auch nur einen Moment nachzudenken. Was Wissenschaft ist, ist ihr völlig unklar.
Morgen nach N.Y. Ich mache etwas Fortschritt mit der Arbeit fürs Ntl. Bureau. Ich glaube, ich werde eine konkrete Krise (z.B. 1907) studieren, um einmal einen Fall einer Übertragung von Schwankungen genau kennen zu lernen. Ich glaube, der Zyklus ist eine zu komplizierte Angelegenheit am Anfang. Madeline werde ich wohl zum Lunch sehen.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.24)


