OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1941-43 / 1942-12-05

Samstag, 5. Dez.

Gestern mehr über das St. Petersburg Paradox & Mengers Aufsatz. Es steckt viel in der Geschichte drinnen & man müsste eine Menge statistischer Untersuchungen machen. Bes. über die empirischen Verhaltensweisen der Leute gegenüber Chance. Es ist wirklich zu verwundern, daß das nicht in grossem Stile geschehen ist. Aber es ist wieder das Resultat der Ungeduld der Ökonomen, sich nur mit "grossen", weittragenden Problemen zu befassen, mit denen sie dann doch nicht weiterkommen, sondern sich im "ewigen Geschrei" (Leonardo!) bewegen.

Lovasy geht mir oft auf die Nerven. Sie kann nicht in Ruhe nachdenken. Fortwährend unterbricht sie den Vortragenden etc., und dabei haben diese Leute die Sachen eben wirklich studiert. Es ist oft grässlich; diese alberne Besserwisserei, und auch die Suche nach den "grossen Problemen". – Dazu kommt noch, daß sie immer viel persönlicher zu mir sein will, als es mir passt. Sie müsste doch aus meiner Haltung begriffen haben, daß ich diese Art Intimität nicht vertrage. Neulich fragte sie, ob ich Madeline heiraten werde.

Madeline kommt heute her, wird bei Morse's wohnen (was ein Nachteil ist, aber sie muß es einfach tun).

Wir haben eine Cocktail Party heute bei mir. Ich freue mich schon sehr auf sie & hoffe, daß sie auch wieder so gerne kommt, wie das bisher der Fall gewesen ist.

Janczi kommt Montag vormittag & wird erst einen späten Abendzug von Trenton nehmen. Er glaubt, daß er n < ? erledigt haben wird. – Dienstag kommt Garvy. Es sind so vielerlei Dinge zu tun.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1941-43, Eintrag 1942-12-05
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.24)