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tagebücher / 1941-43 / 1943-02-07

So. 7. Feb. 43

In N.Y.: Garvy geht zur Fed.Res. Bank, die ihm $ 3300,- zahlt, das Büro nur 2000,-. Kein Wunder. Ich habe ihm diese Stellung verschafft, denn zu halten war er nicht mehr. Er war bei weitem der beste Mitarbeiter. Jetzt fragt es sich, wen ich kriegen kann. Es gibt einen Mr. Lowy dort, der für Bennett gearbeitet hat, aber ich zweifle. Gestern fiel mir ein, daß Vera Lutz sehr gut wäre. Angeblich sucht sie eine Stelle. Ich will mir das noch einige Tage überlegen. Vom Bureau gehen mehr & mehr Leute weg; es ist begreiflich, aber schade.

Um 5h war ich bei Irina Alexander, die ein ganz nettes Apartment hat (21 W 53). Wir hatten einen Cocktail im St. Regis. Ich fuhr um 9h heim, telef. vorher mit Barbara Hebbard, die nächstes Wochenende hierher kommen will mich zu besuchen. Ich bin neugierig, was das werden wird.

Gestern kam Haberler & blieb bis 9.30h. Er war viel netter als letztlich. Wir lunchten im Klub, diskutierten etwas bei mir. Er sah sich das Inhaltsverzeichnis des Buches an, mit Verwunderung. – Er ist schon neugierig, aber meint, er werde es nicht lesen (können). Tee bei Lovasy (die mich irritiert; auch bes. mit ihren langen Telefongesprächen & mir immer gute Ratschläge gibt. Dabei ist sie eine ganz brave Seele.). Dinner bei Lutz!

Um 10.45 rief mich Louise Morse an: Madeline habe versucht, mich tel. zu erreichen – sie könne nicht kommen, ihre Eltern haben eine Erkältung (?). Oder hat Barbara sie verdrossen; oder sie ist gekränkt, daß ich sie in N.Y. nicht angerufen habe. Im letzteren Falle wird sie ja merken, daß ich gar nicht so sicher bin, daß wir uns noch weiter treffen sollen. Wahrsch. wird sie schreiben. Louise hat sie gesagt, sie werde an einem anderen Sonntage kommen. Louise schien gar nichts von unserem Bruch zu wissen; Madeline traut sich es ihr nicht zu sagen, wie es scheint. Das ist sehr interessant.

Wieder weitergeschrieben. Über "Panics". Aber immer wieder bleibt man stecken, weil das Material so kümmerlich ist und so verstreut.

Heute ist die erste Zus.kunft der "post-war" Gruppe. Sie besprechen, was man mit Deutschland machen solle. Ich glaube, es wird ausserordentlich unrealistisch werden – im übrigen werden das die Russen entscheiden, so wie die Dinge heute laufen.

Später mehr. Ich gehe jetzt zu Alexanders. Jim ist zurück. – Mimi (in Boston) hätte doch kommen können, aber ich wusste nicht, wo sie gestern Abend zu erreichen.

Morgen um 8h nach Phila. zu einem Ohrenarzt (Dr. Karl Hauser); das linke ist schlecht. Leichte Schmerzen, weniger Hörfähigkeit. Es soll aufgeblasen werden.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1941-43, Eintrag 1943-02-07
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.24)