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tagebücher / 1941-43 / 1943-02-13

Sa. 13. Feb. 43

Heute ist Vatel 68. Ich wünschte so sehr, man könnte wieder in Verbindung treten, aber das wird noch lange dauern. Wie viel die Armen mitmachen müssen: jetzt werden sie wieder in neuen Zwiespalt geworfen werden wegen der Nachrichten. –

Der Ohrenarzt blies das linke Ohr auf & der Druck ist seither verschwunden; aber das Gehör am linken Ohr ist nicht so gut, wie am rechten. Viell. war es nie besser, und ich habe es nicht gemerkt, denn jetzt spüre ich gar keinen Unterschied. Ich muß mir etwas in die Nase tropfen, was sehr brennt. In Philad. lunchte ich mit Mimi & wir fuhren bis Trenton zus. (sie weiter n. N.Y.).

Montag Abend verbrachte ich mit Siegel. Er war sehr redselig, ganz erstaunlich. Er ist bes. und so ein gescheiter Mensch. Wir kommen sehr gut miteinander aus. Ich habe ihm eine Menge zu verdanken, denn oft sprechen wir über Math. & wiss. Methoden. Bes. über Astronomie. Er scheint anfangen zu zweifeln, ob es ihm möglich sein wird, nach dem Kriege wieder zurückzugehen.

Johnny rief Di. an und verabschiedete sich. Er ist Mittw. per Clipper gereist. Veblen sagte mir, daß er kaum länger als 3 Monate bleiben wird & er dürfte kaum zurückgehen, sondern hier weiterarbeiten wie bisher. Da dürfte das MS gerade zum Satz gehen, wenn er heimkommt. Mir wäre es schon eine Erleichterung, wenn er auch Korrekturen sehn könnte, ehe das Imp. gegeben wird. Bohnenblust war sehr nützlich & hat mir eine Reihe guter Ratschläge etc. gegeben.

Die Vorlesungen vor über 55 Studenten. Osborn (der Beste den ich je hatte) sagte mir gestern, die 2. sei als schwer empfunden worden, aber er sehe nicht, wie man es einfacher & klarer machen könne. 2h Zusammenkunft, wo weiteres besprochen wird. Das spart mir viel Wiederholung. Mein Schedule ist gut: Mo. p.m., Mi., Do. a.m. – Schluß. Da muß eine Menge geschrieben werden können. Heute schickte ich den Aufsatz an Viner & bin neugierig, ob er ihn nehmen wird. Er ist ca. 32 Druckseiten.

Barbara hat abgeschrieben, will mich aber in ihrem Apt. sehen. Ich frage mich, warum sie nicht kommt – die Antwort liegt nahe. Es macht Spaß, daß Madeline offenbar noch so viel Anteil nimmt; sicher hat sie begriffen. Es ist sehr schade, daß ich glauben muß, daß es bessser ist, Madeline nicht zu sehen. Sie schrieb mir wieder & zeichnet "Love", obwohl sie weiß, daß ich so nur schreiben würde, wenn ich es ernst meine; sie sagt, bei ihr sei es ebenso. Viell. ergibt sich noch manches. –

Heute habe ich aber doch eine Cocktail Party; Mimi kommt & sie freut sich. Denn sie ist bisher nie bei einer bei mir dabei gewesen. – (ca. 15 Leute.)

Reiten war ich Mittw. Dort geht allerlei vor sich. Ein 76jähr. (!) Mr. Mosley hat viele Pferde gekauft etc. und will züchten. Es wird fast keine mehr zu mieten geben: Hoffentlich bleibt Grand Slam, der hervorragend ist. Viell. gehe ich morgen mit Mimi. –

Garvy war gestern hier. Er tritt am 16. in der Fed. Res. Bank ein. $ 3300,- statt $ 2000,-. Nicht zu verwundern. – Es ist aber sehr unangenehm für mich. Ich würde gern Vera Lutz nehmen, aber ich glaube, sie würde nicht wollen. Viell. sollte man das Buch mit ihr zus. schreiben. –

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1941-43, Eintrag 1943-02-13
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.24)