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tagebücher / 1941-43 / 1943-04-23

Freitag, 23. April

Der erste wirkliche Frühlingstag; sehr spät dieses Jahr. Ich ging am Vormittag 1 1/2h mit Herzfeld reiten & wir genossen es beide sehr. Es war nicht leicht gewesen, ihn wieder dazu zu bringen, aber nun war er begeistert.

Sonst nicht viel zu berichten. Ich denke über die neue Arbeit nach & versuche einen Plan zu machen. Es wird noch ein paar Tage dauern, aber nicht mehr lange. Ich muß mir nun angewöhnen, weiter an Theorie etc. zu denken, denn sonst bleibe ich wieder stecken. Die Abhandlung über die Nachfragekurven wäre natürlich wichtig! … Ich werde viell. einen Chinesen als Assistenten nehmen, Mr. Hsieh.

Neulich Abend war Fong hier, den ich sehr mag & der ein sehr netter & gescheiter Mensch ist. Mein Aufsatz wird also im JPE erscheinen. Ich erwarte das MS ehe es in Satz geht. Viell. erscheint es in der Juni Nummer.

Es sieht nun so aus, als ob es in Tunis zu der entscheidenden Schlacht kommt. Gestern hörte ich im Club, daß viell. schon im Mai Luftangriffe von 3000 Flugzeugen per Nacht auf Deutschland gemacht werden. Es ist nicht auszudenken. Eine Stadt, so angegriffen, muß völlig erschlagen sein, denn das bedeutet ca. 10000t. – Und Wien?? Hoffentlich können sie wieder in die Ramsau gehen; ich bin nicht überzeugt, daß man Wien sparen wird; bes. falls es zu einer Invasion vom Balkan her kommen sollte.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1941-43, Eintrag 1943-04-23
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.24)