Freit. 7. April 44.
Allerhand zu berichten: Gestern einen Brief von Margareta bekommen. Habe mich schon lange nicht so gefreut. Ein herzlicher Brief. Ich habe ihr heute ein Kabel geschickt & werde ihr morgen schreiben. Sie bekam meine Adresse von Myrdal, den sie angerufen hatte. Sie hat oft an Hannchen geschrieben, aber nie eine Antwort bekommen ? Heute kam eine Nachricht von den Eltern, von vorigem Jahr. Damals schien alles in Ordnung. Ich werde bald senden & zwar auf einem hiesigen Formular; aus dem geht dann hervor, daß ich Staatsbürger bin. Mit Chester geht es ganz gut. Wir berechnen Korrelationen, Sign-Corr. etc. Jetzt stimmt aber vieles nicht & wie ich die Reduction werde durchführen können, ist mir nicht klar. Ich will mir dies nun wieder überlegen. Momentan denke ich noch über verbesserte Messungen nach. Leider zahlt man ihm sehr wenig; viell. kann ich etwas für ihn tun. Ich möchte gern bald ein Referat über die ganze Sache halten. Jetzt versuchen wir eine Korrel. des 1. Diff.quotienten. Ich möchte das alles mit Johnny besprechen.
Vorige Woche Weyls & Siegel zum Essen eingeladen; dann zu mir, noch mit Neumanns. Ein bes. netter Abend, z.T. komisch als Siegel & Johnny um die Wette Telephon- & Autonummern zerlegten & bewerteten. Ich habe die beste Zahl von allen (Tel. 1093!!) & Johnny's ist 2.(1093) = 2186! Wir hatten das nie bemerkt. Etc. etc. Weyl sagte, als wir von Kant sprachen, daß er als junger Mann Kant las & einen starken Eindruck hatte, bis ihm bald nachher Hilberts Geometrie in die Hand fiel. Das brachte ihn nicht nur zur Math., sondern räumte für ihn die ganze Philosophie als Scheinwissenschaft aus dem Wege. Ich fragte Johnny wie das bei ihm sei. Er meinte, die Thermodynamik habe dies für ihn bewirkt & die ganze Philos. überflüssig gemacht. Wenn mir nur auch so etwas zeitiger passiert wäre!
Mit den Korr. geht es langsam. Erst 1/3 erledigt. Johnny sollte sich nun schon tummeln. Er will sich kommende Woche 2-3 Tage freinehmen. Das sollte genügen. Die Reviso's kommen schon zurück. Die Neugier der Leute ist grässlich.
So. vor 2 Wochen war Mimi hier mit M. Brunet, einem franz. Navy Offizier. Wir waren bei Neumanns (noch: Alexander & Harvey). Sie dürfte morgen kommen. So. ist Ostern.
Vorigen So. kam Lovasy: Ihre Cousine gestorben. Sie habe ein Legat, falls sie als volle Co-Verfasserin des Österr.buches erscheine!! Ich brauchte ja nur das MS lesen & etwas diskutieren etc. Ich sagte nein. Dann meinte sie, ob ich ihr nicht die ganze Sache abtreten würde (!). Nein. Und dann stellte sich heraus, daß sie das Legat auch so bekommt. Ich hätte ihr "eine schwere Enttäuschung" bereitet. Sie "müsse sich nun etwas schaffen" etc. Ich sagte, daß einfach zu grosse theor. & interpretative Differenzen vorlägen. Ich teile ihre Ideen kaum. Kurzum hysterisch & widerwärtig. Richtig kam gestern ein dehmütiger Brief.
Ein Chest of Drawers gekauft. Hepplewhite, New England, ca. 1780-1790. $ 250.- Meinen Tisch würde er für den doppelten Kaufpreis verkaufen können; ebenso die 2 Chippendale-Stühle & den Schreibtisch. Ich glaube, das ist gute Anlage.
Von Haberler gehört. Er muß sich entscheiden, ob er wieder nach Harvard geht. Ich werde Anfang Mai 2 Tage nach Wash. zu Besuch fahren. Auch Somary, Dave besuchen.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.25)



