Sa. 22. April 44.
Viel in N.Y. gewesen & viel Statistik betrieben. Meine Kenntnisse aufgefrischt & erweitert. Wir haben etliche Fortschritte gemacht & vieles durchgerechnet. Berl.-Lond. ist nun von allen Seiten durchforscht. Ich will über die ganze Geschichte im Bureau berichten; Ende dieses Monates. Es gibt jetzt bald sehr viel aufzuschreiben. Chester ist sehr gut, sehr intelligent.
Mittw. kam ein Brief von A. Marget, der Major ist. In England. Er schreibt, daß er energische Schritte gemacht hat, mich nach England zu bringen, um an Besetzungstruppen Arbeit als ziviler Experte teilzunehmen. Offenbar für Österr.; so schaut es nach der indirekten Angabe aus. Er meint es sei ziemlich wahrscheinlich, daß die Armee an mich herantreten werde. Ich bin neugierig & ich werde mir das gewiss sehr genau anschauen. Andererseits will die Univ. jetzt alle Leute halten. Haberler z. B. geht nach Harvard, weil man ihn dort dringend verlangt. Am 20. d. war eine Trusteesitzung, aber nichts wurde verlautbart, so daß alle neuen Anstellungen offenbar verschoben sind bis Juni.
Johnny ist Montag abgereist (Shangrila) und Klari fährt Di. nach Calif. Er hat bis etwa S. 320 gelesen. Den ganzen Rest wird er mir Mitte Mai schicken & Ende Mai, wenn er wieder hier ist, können wir dann endgültig imprimieren. Die Leute werden immer neugieriger und sekkieren.
Habe etliche Unterredungen mit Wilks gehabt. Nett & gescheit & sehr gefällig. Die Statistiken hier sind recht brauchbar.
Wieder eine Nachricht aus Wien gehabt. Vor Neujahr geschrieben. Vater hofft, dass wir uns bald sehen werden. Das ist merkwürdig & kann wohl nur bedeuten, daß zur Zeit der Abfassung der Nachricht schon viel Friedensstimmung war (wie auch hier). Jetzt steht die Invasion bevor. Es wird nicht mehr lange dauern. Die Luftangriffe werden immer mehr taktischer Natur.
Meine Anzüge sind gekommen, habe aber noch keinen getragen. Der Checker Anzug ist etwas merkwürdig, aber gut. Der braune Sommeranzug ganz nett. Später will ich einmal einen tiefbraunen Anzug haben; aber für den Sommer wäre das eine zu warme Farbe. Viele Briefe, Memos, Rechnungen etc aufgestapelt.
Lovasy habe ich gesagt, daß nichts zu machen ist. Dann wollte sie das Buch überhaupt alleine schreiben! Auch das lehnte ich ab. Dann kam am nächsten Tag natürlich ein Brief etc. Abscheulich. Diese hysterischen Frauen. Habe genug davon.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.25)


