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tagebücher / 1943-44 / 1944-05-17

Mi. 17. Mai. 44.

Heute vormittag gratulierte mir Howard zur kommenden Ernennung als full prof., die die Trustees bei ihrer nächsten Sitzung im Juni vornehmen werden. Er war autorisiert, mir dies mitzuteilen. Sehr erfreulich. Gehalt $ 6.000.-. McIsaac wird es etwas bitter sein, von Lutz ganz zu schweigen. Aber ich kann wirklich nichts machen, es ist nun eben einmal so. Ich bin jedenfalls sehr froh. Mimi wird sich mit mir freuen. Den Eltern kann ich es nicht mitteilen.

Gestern ein Brief von Johnny. Er kommt vor dem 1. Juni & hat alle Korrekturen, will sie aber mit mir besprechen. Es spielt keine Rolle, daß dies einige Tage verzögert.

Do. in N.Y.; Disk. bei Wald, der einen neuen statist. Test ausgedacht hat, der einfach zu machen ist, aber genau dieselben Resultate wie T = x2/n ergibt! Wir können ihn benützen; aber die eigentliche, tiefe Untersuchung mittels Fourier etc bleibt übrig. Aber ich weiss nun wenigstens, auf welchem statist. Niveau ich die Arbeit machen werde: dem einfachen!

Am Do. Abend Dinner bei Mises, wo noch Kelsen war, der sich wenig verändert hat. Er ist verdrossen. Mises Stieftochter ist lästig & seine Frau passt kaum zu ihm. Sein Buch "Omnipotent State" ist erschienen, gut geschrieben; aber z.T. toll. Ich habe es gekauft & lese es.

Fr. fuhr ich also nach Washington. In Wilmington blieb ich 3h, sah Mimi & die anderen; auch Edmund Dupont. Wir besichtigten alles. Es ist schon imponierend, was sie gemacht haben. Alles das geht auf Ideen von Mimi & Rostler zurück. Es sollte ihr viel mehr Freude machen. Sie hätte Grund stolz zu sein.

Um 4h in Wash. & zu Haberlers. Wohnen passabel, aber wieder diese Wirtschaft: Hund; Brot im Papier etc. Sie tanzt(!), singt, lernt spanisch!!!, "reitet". Das muss ihm ja tüchtig Geld kosten. Sie gehen am 15. Juni zurück & kommen hier durch. Er war sehr nett & wir haben viel miteinander gesprochen. Er will sein Buch über Int. Trade neu bearbeiten. Da kann er ja auf die Spiele eingehen etc!! Meiner Ntl. Bur. Untersuchung steht er mit Misstrauen gegenüber.

Sa. lange mit Somary diskutiert. Sehr gescheit & er weiss sehr viel. Ich habe meist Dinge von meinen Wechselkursen etc vorgebracht. War sehr nützlich. Am Abend war ich bei ihnen zum Nachtmahl.

Im Fed. Res.Bd: Ellis, Gerschenkron (der einen sehr guten Eindruck macht), Harris etc. Was sie für Pläne mit Deutschen Finanzen haben, ist wenig einleuchtend. Ein neuer Brief von Marget, übrigens der hofft, daß ich kommen werde. Bleibt abzuwarten.

Tee mit Eve Burns; ganz nett. Sie ist etwas milder, weil sie viell. doch mit ihren Erfolgen zufrieden ist. Hat viele Vortragseinladungen, reist etc. Ist aber ziemlich gealtert & zieht sich noch immer schauderhaft an! – Dann bei Dave McAlpin. Mit John D3rd 2 x telefoniert, aber wir konnten nicht zus. kommen. Ich solle mich anmelden, damit er mich einladen könne.

Machlup, Rolls auch getroffen etc. Aber ich bin nicht zu viel herumgesaust & habe genug gesehen. Es war eine nette Abwechslung & ich bin froh, daß ich gefahren bin.

So viel für heute. Morgen nach N.Y.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1943-44, Eintrag 1944-05-17
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.25)