Di. 21. Juni ´44.
Militärisch ereignet sich sehr viel. Cherbourg dürfte in den nächsten Tagen fallen. Grosse Niederlage der Japaner bei Saipan, wo sich die Amerikaner etabliert haben. Churchill sagte gestern, daß der Krieg in Europa diesen Sommer vorbei sein könne. Deutschland ist schon sehr schwach geworden, und er weiss viell. etwas besonderes. Über dieses Jahr hinaus wird es sicher nicht dauern.
So. mit Mimi & Neumanns am Meer. Ein herrlicher Tag; sehr schönes Wasser. Leider hat sich Johnny einen argen Sonnenbrand geholt; ich bin auch etwas lädiert, aber erträglich. Johnny & ich hatten lange Diskussionen über weitere Arbeit: Monopol zu studieren; teilweise geordnete Nutzen & die Parallele mit dem Farbraum; weitere Spiele; eine deutlichere Darstellung der Annahme, daß jeder Spieler eine ganze Theorie haben soll (eine Reihe induktiver Schritte). etc. Ich sagte, wir könnten ja immer noch einen Anhang für das Buch schreiben. Fast nahm er es ernst! Aber es wird sicher noch viel zu geschehen haben. Jetzt ist er schon ungeduldig wegen des Erscheinens. Wir hoffen nächst Woche imprimieren zu können.
Wir nachtmahlten in Asbury Park und es war alles ganz bes. nett. Sa. war eine grosse Party bei Smyth's gewesen. Aber es war wieder still, wie 8 Tage vorher bei Alexanders. Man fühlt eben, wie sehr man in entscheidenden Tagen des Krieges steht .
Heute Abend noch eine Prüfung. Sa. ist Commencement. Freitag waren Haberlers hier; Dinner bei Peggy Joseph. Lutz's & Nurkse, Lovasy, waren noch da. Ganz nett, aber typisch für diese Leute. Was für grässliche Weiber! Haberler war sehr nett. Wir hatten 1h am Sa. morgen. Ich glaube, er würde nie von Harvard weg gehen. Jetzt ist er auf das Buch besser zu sprechen. Er will sein Buch über intern. Handel ganz neu schreiben. Da wird er schon auf die Theorie der Spiele stossen. Ich finde man sollte Ellis berufen (Leiter der "Section"), Graham die Walker Professur geben & Gerschenkron für Wirtschaftsgeschichte her bringen (als Assoc. Prof.). In Harvard war das Anfangsgehalt eines full prof $ 8.000.-; voriges Jahr auf $ 9.600.- erhöht. Hier ist es 6.000.-! Die Univ. hier wird immer grössere Schwierigkeiten haben: Haberler sagte, daß alle Univ. sich auf den Boom nach dem Kriege vorbereiten.
Meinl ist vor einiger Zeit gestorben. Haberler hat es in Wash. erfahren. Es tut mir leid. Er war 75. Ich hätte ihn gern noch einmal gesehen. Ein merkwürdiger & in seiner Weise bedeutender Mensch. Die Nazis hat er gut erkannt. Und ich verdanke ihm etliches. Er würde es verdienen, daß jemand eine gute Biographie schriebe. Ob sein Sohn von dem Tode weiss? Schade, daß Meinl 1939 nicht in die Schweiz kommen konnte. Ich erinnere mich gut der Neujahrsparty im Imperial 1937/8 & des Empfanges im Finanzminist. im Anf. Jann. 1938. Dort sah ich ihn zum letzten Male. Annental & Prerau waren sehr schön & es war oft sehr angenehm. Er hat auch seit dem Kriege meinen Eltern geholfen.
Morgen ist Forrestal hier; (Sec. of the Navy). Er ist auch im Advisory Com. unseres Department. Dort traf ich ihn einmal. Ich möchte ihn mir anschauen. Do. oder Fr. fahre ich nach N.Y.
Pauli hat erzählt, daß Siegel mich so sehr möge. Er hat ihm gesagt, ich habe ihm tatsächlich das Leben gerettet!
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.25)



