OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
[home]––[info]––[tagebücher]––[personenverzeichnis]––[impressum]
diary-page
diary-page
tagebücher / 1943-44 / 1944-07-17

Mo. 17. Juli

Gestern schrieb ich Hella Weyl, daß ich leider nicht nach Estes Park kommen kann. Es ist wirklich schade. Sie hatte auch ein Photo geschickt: fast wie der Pragser Wildsee, wo ich mich 2 mal so gut erholt hatte.

Sa. war ich wieder reiten: Dragon Fly; das Pferd von dem Herzfeld gestürzt war. Es ist gut, aber ungeschult & will oft einfach rennen. Aber es sollte besser werden. Sehr elastische Gänge. Es ist bes. angenehm im Ring zu reiten.

Gestern kam ein Sturm & heute ist es schön & man kann sogar einen richtigen Sommeranzug nach N.Y. tragen. Ich fahre in einer ¾ Stunde.

Ziemlich viel geschrieben. Über die Maxima. das sollte in 8 Tagen ganz fertig sein. Sind dann wieder 30-35 Seiten.

Sa. sprach ich mit Lutz, der über Ellis redete. Also sagte ich ihm, was los ist. Er ist recht erfreut, daß sich etwas regt & es nicht mehr so dull sein wird. Er meint auch man solle Ellis als Dir. der Finance Section her bekommen.

Do. Abend war Mimi hier. Sie übersiedelt heute nach N.Y. Hoffentlich wird sie sich dort wohler fühlen als in Wilmington.

Sa. bei Smyth's zum Dinner. Clari, Freddy Stohlman, Seymor Montgomery waren noch da. Es war besonders nett.

Grodno ist gefallen. Diese Woche werden die Russen in Ostpreussen einfallen. Gestern die Wiener Gegend schwer angegriffen–. Hoffentlich dauert es nicht mehr lange. München dürfte zum grössten Teil zerstört sein; schade. Aber so muß man 100 Mal im ! Tage sagen. Die Perspektiven, die die Robot-Bomben eröffnen sind phantastisch. Wenn man keine Weltordnung findet, wird das nächste Mal alles vernichtet. Triumph der Wissenschaft! –

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1943-44, Eintrag 1944-07-17
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.25)