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tagebücher / 1943-44 / 1944-08-03

Donn. 3. Aug. 1944

Letzte Eintragung hier. In Frankreich geht es jetzt auch rapide vorwärts. Rennes ist gefallen & man stürmt nach Brest & St Nazaire. Wenn man noch den deutschen Anker bei Caen heben kann, wird die ganze Sache vor Paris nicht mehr zu halten sein. Wie Churchill gestern sagte, wird es nicht mehr lange dauern.

Vorige Woche 3 ½ Tage im Hotel Stockton in Sea Girt, wo es mir sehr gefallen hat. Am ersten Tag war Rost da; Jim Davis war mit mir hinausgefahren. Freitag kam Mimi & fuhr Abends wieder nach N.Y. Es war nett mit ihr, & sie schaute gut aus. Sie ist sehr freundlich zu mir. Ich sah sie auch gestern kurz in N.Y. im Café Arnold vor meiner Vorlesung. Letztere gingen ganz gut, aber die Zeit ist zu kurz für alles. Aber gewöhnlich 30-40 Hörer, einige sehr intelligent.

Das Buch ist beim Binden. 1.300 Exemplare gedruckt (40% mehr!). Es sollte also Ende des Monats fertig sein. Johnny ist schon sehr neugierig. Ich sah ihn kurz So. Abend & wir müssen Morgen den Waschzettel besprechen.

Heute besuchte ich Wald's bei Stelton: Es war recht nett. Die Tochter ist spassig. Er ist sehr auf das Buch gespannt. Man hatte in Columbia O. Lange eine Prof. angeboten, der ablehnte. Dann bekam sie F.A. Burns. Wald hält viel von Lange, Johnny nicht. Wald sagt er habe eine völlig neue statistische Theorie. Ich bin gespannt.

Jetzt werde ich wieder ca. 80 Seiten MS zum Abschreiben geben & viel neues schreiben müssen. Noch immer nichts endgültiges, aber es geht. Chester ist in Finanznöten & ich weiss nicht, was man machen soll. Wozu mußte er ein Kind haben!?

Es war & ist scheußlich heiss. Jetzt auch feucht. Weyls haben wieder geschrieben. Aber ich kann einfach nicht nach Denver fahren, bes. da ich 1 Woche ans Meer gehen kann. Bohnenblusts gehen in derselben Woche hin.

Lutz's waren vorhin kurz hier. Sie fahren So. auf 3 Wochen weg. Haben ihre Staatsbürgerschaft noch immer nicht.

Von den Eltern & Hannchen nichts gehört. Viell. kann man bald ein Telegramm schicken! Ob man nächstes Jahr schon nach Wien fahren kann? Ich zweifle sehr.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1943-44, Eintrag 1944-08-03
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.25)