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tagebücher / 1944-45 / 1944-09-13

Mittw. 13. Sept.

Seit gestern giesst es in Strömen. Der erste richtige Regen seit 15. Juni! Ich war gestern in N.Y.. Chester glaubt eine Stellung gefunden zu haben, ist aber noch nicht ganz sicher. Viell. wird ein Mr. Greenwald, der schon im NB arbeitet, dann für mich verfügbar werden. Er soll recht guter Statistiker sein & das ist jetzt sehr notwendig. Bis sich wieder jemand einarbeitet, wird es lange dauern. Zu dumm, aber Chester kann einfach nicht mit dem kleinen Gehalt auskommen. Er tut mir leid.

Sa. sprach Root mit mir: Ich solle in der neuen Military Gov. School unterrichten. Meist über Japan! Ich habe klar gemacht, daß ich nicht will, weil es einfach ein ganzes Jahr aus meinem Leben streichen würde & zwar wo ich gar nichts bes. weiss. Etwas anderes wäre es spezielle Kenntnisse von (& in) Europa zu verwerten. Ich glaube, ich habe diese Gefahr abgewendet.

Gestern bei Mises & ihm ein Buch gegeben. Er hat schon wieder eines geschrieben: "Bureaucracy". Hayek ist in Gibraltar, um dort einen lokalen Index zu berechnen. Scheint ihm zu gefallen.

Mimi war So. nachmittag hier & es war nett. Sie fuhr nach Wash. ihre Einwanderung in Ordnung zu bringen, wenn möglich. Es liegt ihr sehr viel daran, (bes. psych.). Vorhin rief sie an & bleibt 2h hier, zu erzählen. Bin neugierig.

War heute bei Dr Klein. Ist sehr zufrieden, glaubt das Geschwür ist geheilt. Die Narbe soll nun verhärten. In 2 Mon. soll ich wieder kommen. Etwas erweiterte Diät, sogar mit Roast Beef! Muß noch ein Medikament nehmen, daß die Galle anreizt. Er fand mich insgesamt in sehr guter Verfassung. Blutdruck, Herz, Lunge, etc. alles OK. Darf nicht rauchen & nichts trinken. Aber das stört mich nicht sehr.

Johnny war Montag nochmal hier. Er ist gestern auf fast 1 Monat verreist. Ich habe noch 2 Druckfehler gefunden. Wenn er zurück kommt, wollen wir den Aufs. für Econometrica fertig machen. Das sollte nicht mehr als 2 Sitzungen erfordern.

Sonntag kommen die Walds her. Brief von Meinl; sein Vater starb am 16. Mai. Mein Radio geht nicht. Zu dumm gerade jetzt, wo es so viele Nachrichten gibt. –

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1944-45, Eintrag 1944-09-13
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.26)