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tagebücher / 1944-45 / 1944-09-17

So. 17. Sept.

Viel geschrieben & Kap. III. ist fertig, mit Ausnahme vom Lesen & kleinen Ergänzungen. 2 Einschaltungen (ca 15 Seiten) in Kap. II. gemacht. Di. fahre ich nach N.Y. & werde alles zum Abschreiben dort lassen. Kap IV. wird kurz sein; nur allg. über die Differentials.

Mimi wird einreichen, aber ich mußte ihr helfen, den polit. Teil ihrer Application zu schreiben. Sie hatte da grosse psychische Schwierigkeiten. Ich hoffe es wird ihr nun gelingen. Sie scheint einen guten Anwalt zu haben & ich hoffe, sie wird sich genau an seine Vorschriften halten.

Das Buch erscheint morgen, aber Freitag waren noch keine Exemplare hier, weil sie auch durch den Hurricane aufgehalten waren. Sollten aber morgen kommen: Ich brauche einige Exemplare.

Heute waren Walds hier; ganz nett. Wir lunchten in Peacock Inn & am Nachmittag kamen Gödel, Alexander, Tuckee, Clari, Mrs. Cochran her. Alle schienen sich gut unterhalten zu haben. Gödel war sehr animiert. Er erzählte mir viel von Leibniz. Er sah unser Buch – das er morgen bekommt - & sagte mir, er habe bei Leibniz verschiedene Aussprüche gefunden, daß es für die Wissenschaft sehr wichtig seie, eine Theorie der Spiele zu konstruieren! Ich bat ihn um die genauen Zitate & er hofft, er kann sie beschaffen. Das wird Johnny sehr interessieren, ich werde es ihm schreiben. – Wald bekommt auch ein Exemplar von uns, ebenso Siegel (kommt Dienstag). Wald hat sich sehr entwickelt & ist wirklich ein netter Mensch. Die Frau passt gut zu ihm & alles scheint gut zu gehen.

Ich fühle mich wieder sehr wohl. Die neuen Pillen (Galle) tun mir sehr gut. Subjectives Empfinden besser als in den letzten 10 Jahren.

Man ist an 3 Stellen durch die Siegfried Linie; heute wurden airborne troups aus 1 000 Flugzeugen in Holland gelandet, offenbar jenseits des Rheins. Bald wird die ganze Front wieder in rascher Bewegung sein. Warum die Deutschen noch kämpfen. –

Ellis ist zu einem Vortrag eingeladen. Chester geht am 27. oder früher. Zu dumm, wo ich gerade im Schreiben bin. Hoffentlich bekomme ich Greenwald, mit dem ich Dienstag sprechen werde. – Kann jetzt nicht nach Harvard fahren; viell. Ende nächster Woche auf 2-3 Tage. –

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1944-45, Eintrag 1944-09-17
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.26)