Mittw. 25. Okt.
Sa kam eine Nachricht aus der Ramsau v. 24. Juli! Sie sind gesund, Hannchen sollte auf Urlaub kommen; Wohnung unbeschädigt, "Lange Trennung bedrückt uns". Haben keine Nachrichten. Mich bedrückt das alles auchsehr. Ein Wiedersehen liegt wohl in weiter Ferne, da der Krieg sich hinzieht & nachher es lange sehr schwer sein wird zu reisen. Ich möchte sie alle so gerne wieder sehen; bes. nach Muttel sehne ich mich & möchte ihr so gerne etwas gutes tun .
Kann nicht viel aufschreiben. Vorige Woche einen langen Abend mit Siegel verbracht. Diskutierten viel; z.B. Einsteins Vortrag, Alter der Welt etc. Dann Träume und Psychoanalyse. Dann fragte er, ob ich um Leute wissen, die zurück gehen wollen. Er fängt sehr zu zweifeln an. Siegel hat brav weitergelesen & es scheint ihm zu gefallen. Von Menger einen Brief mit Dank für das "wonderful book".
Heute war Wald hier und wir waren bei Johnny im Inst., wo die beiden Walds Arbeit für die Anuals of Math. diskutierten, wo W. zeigt, daß die Statistik ein 2personen Spiel ist. Aber er hat nur ein Max Min, aber nicht Max Min Min Max bewiesen. Er wird nun einen Zusatz schreiben. Es war sehr interessant. W. ist erstklassig, aber Johnny ist ihm doch weit überlegen; bes. ist Johnny viel schneller in der Auffassung. Wald hat nun schon etwas gelesen; die Nutzenmessung gefällt ihm sehr & Haberler-Leontieffs Einwand findet er auch nichts wert.
Lese Hayeks "Serfdom". Ist nicht viel wert, lediglich in der Liebe für Freiheit schön. Aber soll sich bei uns ansehen, was über Symetry & Fairness gesagt ist! Es ist nichts tiefes darin. Natürlich mag ich Planning auch nicht sehr, aber die intellektuelle Lage ist doch viel verwickelter.
So. tauchte Dr. Kurt Stern auf; Biologe in Rochester, den ich 1926 im Intern. House in N.Y. kannte. Er ist ein sehr bekannter Mann geworden. Dann kamen Mimi & Lt. Lecas, der voller kat.-konservativer Vorurteile ist. Wir waren bei Smyths & nach dem Nachtmahl kamen Neumanns, Reves & Johnny's Mutter unerwartet, bis 3 um 1020 nach N.Y. fuhren. Morgen fahre ich nach N.Y. mit Mimis Wagen.
Mr Orcutt, aus Michig., den ich als Assistenten wollte, ist zu teuer ($ 300.-). So werde ich wohl Mr. Orzak nehmen müssen, der ganz brav sein dürfte, aber so jung & unerfahren ist. Morgen werde ich mich entschliessen. Hoffentlich werde ich Geld von Coca Cola für das Ntl. Bur. bekommen; ich glaube schon.
Grosse Seeschlacht im Pazific, scheinbar ein klarer amer. Erfolg. Sollte den Krieg dort sehr beschleunigen. In Europa erwarte ich die Eröffnung der Offensive im Westen täglich; das wird wohl die letzte sein.
Die pre-med. Studenten sind recht intelligent. Aber die andere Arbeit leidet sehr; einfach weil ich manchmal müde bin. Nov.-Dez. wird übel werden. Ich will aber weiter schreiben & habe Stoff für 100 Seiten.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.26)


