OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1944-45 / 1944-12-31

So. 31. Dez. 1944

Mimi geht es gut, aber die Operation war viel schwerer als gedacht. Mehrere Tumors & Appendix & offenbar noch mehr. Vorhin rief sie mich an. Es geht ihr recht gut; sie darf schon essen & sie ist "on exhibit" wegen ihrer schnellen Erholung. Di. könnte man sie das erste Mal besuchen. Sie schien in guter Stimmung, fürchtet nur grosse Kosten, weil sie Private Nurse hat etc, aber der Arzt bestand darauf. Es wird nicht so arg werden & steht schließlich dafür.

Gestern ein merkwürdiger Tag: Johnny kam um 830 in den Klub; dann gingen wir zu mir & Siegel kam um 930 & wir hörten von ihm über das Buch, das er ganz genau kannte. Vieles wurde aufgeklärt, er gab einige Anregungen, wo man viell. noch spezifischer sein solle (e.g. … nur reell etc). Es gab aber gar kein Missverständnis; am meisten interessierte ihn die Abänderung der Annahme über den Nutzen (Chpt. XII.) & er glaubt, daß man dort noch viel weiter gehen müsse. Er hat keine Fehler gefunden. Hauptanregung: Man solle versuchen kontinuierlich viele Spieler zu nehmen. Johnny ist sehr dafür. Aber es sind grosse Schwierigkeiten, z.B. mit der leeren Menge etc. Und die Unstetigkeiten verschwinden kaum, siehe Poker. – Wir wollen das einfache Spiel mit dem Chiefplayer dahin neu diskutieren. Da kennen wir alle Lösungen. Vielleicht bekommt man dann eine Idee, wie so bei anderen ausschauen, wo man sie nicht alle kennt. Wir wollen auch als die wichtigste ökon. Anwendung das Monopol diskutieren, bes. weil die Ökon. glauben, daß dieses Problem erledigt sei. Ich bin fest davon überzeugt, daß dies bes. wirksam sein wird. – Siegel ist nicht im klaren, für wen das Buch geschrieben ist. – Dann Lunch mit Weyls bei Lahiere. Hermann meint, wir hätten mehr Aufhebens vom Min Max problem machen sollen, schon im 1. Kapitel, und illustrieren sollen. – Ich wollte das immer, aber Johnny war dagegen; jetzt stimmt er zu.

Nach 2h kam Wald & blieb bis 4h. Er dürfte ein Ordin. von Chicago angeboten bekommen. Ich hoffe er bleibt in Columbia. Er wird Ende Jän. in Chic. über das 2 pers. Spiel & die Statistik sprechen! Er glaubt, daß er noch 3 Monate braucht bis er die Rezension schreiben kann. Ehe er ging kam Johnny wieder & Wald erzählte von seiner Verallgem. des Min Max Satzes; das wird bald publiziert. – Dann hatten Johnny & ich lange Unterredung über Cephalogramme, Fourier Analyse, mein Cycle-Buch etc. Er weiß nun von einer Maschine mit der man Fourier Anal. in wenigen Minuten & Correlat. Coeff. ebenfalls in wenigen (ca 5!) Min. bekommt, wenn man entsprechende Zeichnungen macht. Kostet kaum $ 1000.-!! Ich werde versuchen die Univ. eine kaufen zu lassen. Oder das Ntl. Bureau.

Heute bei Weyls zum Dinner. Hella hatte Lachs & dann ein prächtiges Soufflé. Es war wirklich ausgezeichnet. Beide waren sehr nett. Er hofft, daß Siegel eine Prof. am Institut angeboten wird & dann er wirklich annehmen wird. Es wäre wunderbar. Es hat doch keinen Sinn nach Deutschland zu gehen!

Meine Statistiken, die Walds Koeffizienten C = [T = ) anwenden, zeigen ganz verrückte Ergebnisse & man weiss nicht, was damit zu machen. Wald war höchst erstaunt. Ich werde noch viel Bauchweh haben deswegen.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1944-45, Eintrag 1944-12-31
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.26)