So. 17. III. 46
An Eltern geschrieben, dtto an Hayek etc. Sonst 2 Tage verloren mit einer nicht ganz ausgebroch. Erkältung. Heute wieder ganz gut & an der Arbeit. Es ist noch eine Notiz in "Newsweek" erschienen, auch freundlich. Aber diesmal bin ich nicht nur math. Ök., sondern "famed mathematician" pure et simple. Lächerlich & voll möglicher Komplikationen. Johnny hatte einen Brief von Irving Fisher wo er das Buch bekommen könne. Offenbar ganz senil, denn wir hatten es ihm geschickt (1944!).
Gestern waren 2 Weyls, Achim, & Mrs Norton hier, dann kam noch Johnny. Er blieb & wir diskutierten, fuhren schliesslich zu Lorenzo zum Dinner & waren bis 10h beisammen. Johnny ist immer mehr der Überzeugung, daß die scharfe Trennung von Logik & Empirie nicht geht. Länge von Beweisen: wie soll man sie nachprüfen, wenn dort alles statist. wird, puncto möglicher Irrtümer. Das geht direkt in die Richtung von Brower's Intuitionismus. Z.B. wie soll man entscheiden ob die 1000's Stelle von ? ± ist? Die Endlichkeit von Beweisen hilft nicht, wenn sie sehr lang sind & man sie nicht unabhängig Kontrollieren kann. Nur das effective, direkte Rechnen hält er für volle Kontrolle, weil es nur eine Methode ist, Beweise zu finden, aber nicht selbst beweist. Von alle dem ist es nicht weit zu dem Standpunkt seiner Quantenlogik & der alten Idee, daß jedes Gebiet seine eigene Logik hat, in einem materiellen Sinne. Ich wünschte, er würde alle diese Gedanken aufschreiben, aber er will jetzt nicht. Es kommt noch hinzu, daß er durch seine elektrischen & neurologischen Studien so viele neue Anregungen bekommen hat. Er ist immer mehr überzeugt, daß man keine scharfe Erfahrung haben kann (trotz allem discreten in Quantenmechanik & der ganzen Zahlen in der Natur sonstwo!). Es scheinen überhaupt die elektr. Vorgänge noch sehr viel zu enthalten. Johnny meint, daß sie alles von der Logik enthalten, daß man jeden Syllogismus durch Netzwerke & Kapazitäten darstellen kann (viell. auch Mechanisch). Aber trotzdem scheint es mit der Darstellung von math. Beweisen durch Elektriz. nicht zu klappen. Oder das ist noch ganz unerforscht & viell. könnte dies die Kontrolle langer Beweise herbeiführen. (Übrigens hat Gödel einmal über Beweislänge geschrieben). Wie hoffnungslos doch die ganze "Philosophie" ist! Und wie weit die Ökon. von allem tieferen entfernt ist.
Lutz (F.) spricht in seinem Grad. C. über Nutzenmessung. Ergebnis: "es geht nicht"; & von unserer Methode kein Wort. Graham gratulierte sehr zur Times, ebenso Duncan, Lester, sonst niemand. Howard sagte kein Wort, nur daß er den Ausschnitt habe. Johnny spricht Mittw. über Spiele im Grad. College; ich muß leider zum Am. Civ. Prog. gehen.
Morgen nach N.Y.; Mrs Staller-Friedman wieder zurück. J. Pedersen schrieb, daß Schneider Dänemark verlassen mußte & Predöhl in Kiel entlassen wurde (wohin Schn. ging). Ob ich P. helfen könne? Aber wie? Er war wohl kein 100% Nazi, hat aber so viel mitgemacht & wenn man ihn dort entlassen hat, ist es unmöglich ihn hier her zu bringen. Viell. hört man näheres & es ergibt sich dann etwas. Wenigstens lebt er; ich habe ihn immer gemocht; an unsere Amerika Reise erinnere ich mich gerne.
Die intern. Lage ist sehr schlecht. Man wird protestieren, die Russen werden sich nicht daran halten & einmal wird es zu weit gehen & der Krieg ist da. Dies kann 2 Jahre oder 20 dauern. [Johnny hat mittels least squares 1952 (± 2-3 Jahre) ausgerechnet, während einer langweiligen Sitzung.]. Es ist alles sehr trübe. Ich habe dabei das Gefühl als ob ich mich so beeilen müsse; gewiss hatte ich das mit den Spielen; dort ist es gelungen & es war wichtig. Ich möchte so gerne etwas Zeit haben mich anders mit der Welt zu beschäftigen; viell. ein Mädchen; viell. sogar heiraten, aber das liegt so fern in meinen Ideen. Viell. nur Berge & Bergsteigen. Eine Wr-Reise? Fast ganz unmöglich. Man lässt mich nicht. Die Armen werden enttäuscht sein, aber nächstes Jahr werde ich fahren können.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.27)



