So. 23. II.
Der Aufsatz ist praktisch fertig. Ich will aber noch einige Tage darüber brüten. Geschrieben ist alles. Ich habe mir aber angewöhnt zu sehen, daß Worte so vielseitig sind & man selten etwas so genau sagen kann wie man will & meistens geht es nicht, weil man die Gedanken nicht klar genug gefasst hat. Gestern Abend bei Weyl; er ist in ganz guter Verfassung. Heute sprach er im Radio sehr schön in der Pause des Philh. Konzertes. Gestern zeigte ich ihm was ich über additive Funktionen habe & er war ganz einverstanden.
Cocktails bei Wilks; war recht nett. Cramer & andere. Sonst habe ich gebrütet. Morgen Vorlesung (Ges.nutzen, Complementarität, Nutzenmessung); etwas schwierig für die Undergraduates, aber das schadet nicht.
Morgen kommt Doris Green, eine neue Magd; Maimie ist 2 Wochen krank & wird bald operiert; Gallengeschichte. Hoffentlich passt die neue, die nur Mo.-Do. kommen kann.
Jetzt lese ich weiter im Ph. F Einstein Biographie; gut & kompetent, aber falsch. Er hat den Geist des Genies nicht erfasst. Man sieht insbes. nicht wie E. auf die Physik gekommen ist etc. Bell hätte das viel besser gemacht. Aber man erfährt viel. Wenn man Einstein kennt, sieht man erst, wie unzulänglich das Buch ist. Aber es ist wohl sehr schwer, so etwas zu schreiben. Entgangen ist ihm E's unleugbarer Zynismus; oder er wollte ihn nicht herausbringen. Werde Gödel fragen, was er denkt. Gödel liest den World's Almanach & ruft mich öfters an, erstaunt über die Tatsachen, die er findet & die die er vermutete zu finden & wenn sie nicht drin stehen, der bösen Absicht sie zu verheimlichen zuschreibt. Harmlos-komisch. Es amüsiert mich sehr. Er hat einen guten "sense of humor".
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.28)


