Di. 13. Mai
War sehr beschäftigt & es wird noch ärger werden bis zur Abreise. Muß bis Sa. das Goldkapitel abschliessen; dürfte gehen. Dann den Pariser Vortrag schreiben. Sie wollen auch über die Nutzenmessung hören. Ich habe in den undergrad. (!) Vorles. 3h über die Spiele gesprochen. Z.T. haben sie etwas verstanden, z.T. gar nichts. Es ist eben ganz fremd. Aber es hat mir einen riesigen Spaß gemacht. Ich könnte leicht 6-8 Vorlesungen & mehr darüber halten. Man muß sich üben. Johnny freute sich sehr, daß ich es versucht habe. Ich werde es im Grad. Cours nächstes Jahr ausgiebig tun. Und im Sommer in Europa.
Homan hat den Aufsatz über Nachfrage abgelehnt; zu lange (richtig, 61 pp.) & zu schwierig. Er hat ihn nicht studiert & nicht verstanden. Werde ihn an das Q. J. senden oder in der Wr. Zeitschrift drucken, die wieder erscheinen soll (falls sie mir sonst passt; O. Lange's Brief hat mir nicht gefallen). Der Aufsatz ist nicht einfach, aber da kann man nix machen. In Chicago (Xmas) soll ich einen der 2 Hauptvorträge über monopol. Wettbewerbe & die Spieltheorie halten. Habe angenommen.
Reiten gewesen, Sa. Es war herrl. Wetter. Nachmittag bei Gould's (Ladies Home Journal), wo Rebecca West war. Wir 2 haben uns einige Stunden sehr gut unterhalten. Sie ist eminent gescheit. Ihr Mann ist leider nicht in Am., aber ich werde beide viell. in England sehen. Sie schreibt ein Buch über die engl. Verräter fertig (Amery, Lord Haw Haro) über die sie schon ausgezeichnet im NYer geschrieben hatte. Sie hatte wie alle Europäer, keine Idee von Atombombe & A-energie. Sie ist auch pessimistisch über die Welt, aber weniger als wir hier. Wir sassen und beobachteten Goulds Paddle Tennis spielen. Sie hatten ein entzückendes Mädchen zu Gast, Mathilde Ross; sie soll so schön tanzen; hat besonderen Charm. Ich treffe mich nächste Woche mit ihr.
Sa. mit Gödel nachtmahlen & zu mir. Unser bester Abend. Er redete wie ein Wasserfall. Jetzt kehrt er wieder zu Leibniz zurück & hofft wirklich, die Charac. Universalis konstruieren zu können. Er glaubt Euler müsse sie auch gehabt haben, sonst sei seine Produktivität nicht zu erklären. Er hält sie für konstruktiv, nicht Intuition. Johnny sagte mir So. vertraulich, daß er Oppenheimer dazu gebracht habe, Gödel im Okt. zum Prof. zu machen. Das freut mich unendlich & wird ihm viel bedeuten (von ihr ganz zu schweigen!). Von den Intuitionisten (Brouwer, Weyl) meint Gödel, sie seien in der Math. genau was die Positivisten in der Phil. seien & beide mögen nichts von einander wissen. Heute mit Gödel & Einstein vom Institut nach hause gegangen. Photo gemacht. Einstein schaut wieder viel besser aus. Er sprach viel von der Ethik & der Unmöglichkeit sie exact aufzubauen. Puncto Franks Biographie sagte ich, daß man nicht sehe, was ihn auf die Physik gebracht habe. Einstein sagte, es sei die Enklidische Geometrie gewesen. Es habe ihm so viel bedeutet, daß man wirklich etwas beweisen könne. Es sei nicht die Axiomatik gewesen; er habe die Grundtatsachen einfach, quasi physikalisch, akzeptiert. Die Ableitungen seien es gewesen, die ihm den starken Eindruck gemacht hätten.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.28)



