OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
[home]––[info]––[tagebücher]––[personenverzeichnis]––[impressum]
diary-page
diary-page
diary-page
tagebücher / 1947-47 / 1947-09-26

Freit. 26. Sept.

Gestern in Stelton bei Wald gewesen & den Sohn gesehen, dort auch genachtmahlt. Er hat neue Resultate über Anwendung der Spiele auf die Statistik; er hat aber die "optimalen Strategien" wiederentdeckt. Dieser Teil war nicht neu. Sein Buch "Sequ. Analysis" ist in 3000 Exempl. in 3 Monaten ausverkauft worden. Er möchte jetzt ein Haus kaufen. Sein Bruder ist angekommen, aber er war nicht dort. Ich erzählte im Detail über meine Abhandlung, über Nachfragekurven. Er fand es sehr einleuchtend (erscheint im Qu. Jour. wohl im Feb.). – Johnny hat seine Abhandlung über Umkehr von Matrizen fertig. – Ich habe einen kurzen Aufsatz über Deutschland geschrieben; z.B. für die N.Y. Times Magaz. Werde das Di. absenden. Dann muß ich den Bericht für die R. Foundation schreiben, dann den Aufsatz für Chicago – was viel Schwierigkeiten macht.

Gestern kamen einige Photos. Darunter die 4, die ich in Gentofte von Inga gemacht habe. 3 sind recht gut. Es gab mir einen Stich. – Ich sehe nun wieder wie sehr ich alleine bin. Es fängt an mich mehr & mehr zu betrüben. Ich mag es oft gar nicht. Warum auch fortwährend. Was mir an Princeton so missfällt ist gerade dieses. Weil ich so viel zu tun habe, komme ich leicht in einen solchen Betrieb & dann wache ich sozusagen gelegentlich davon auf & dann empfinde ich die Armseligkeit. Mein Zustand ist gefährlich, weil ich darin leicht einen Fehler machen kann. Je länger ich aber unentschlossen bin, desto grösser wird die Gefahr. Es ist mir sehr unbequem zu Mute & ich will dem so oder so ein Ende setzen. Aber nicht leicht; & ich weiss nicht, wie man Hilfe bekommen könnte. Der Zufall ist so unzuverlässig!

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1947-47, Eintrag 1947-09-26
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.28)