So. 19. Okt. 1947
Heute ist endlich der Brief an die N.Y. Times erschienen; ziemlich verstümmelt. Man müsste die ganze These nochmals aufschreiben, mit allen nötigen Qualifikationen etc. Viell. gibt es auch so irgendwelche Reaktionen. Viell. sollte ich es für For. Affairs schreiben.
Vorige Woche (allein) bei Schumpeters, wo H.'s auch waren. Sehr nett & herrl. Wetter, sehr gutes Essen bei S's. Er ist mit seiner umfangreichen Dogmengeschichte fast fertig. Es wird ein interessantes Buch sein, obwohl er eigentlich 1914 aufhört. Politisch ist er ganz verrückt; er meint in US sei eine Diktatur & die Nazis seien gar nicht so schlimm gewesen, die Konzentrationslager & Vergasungen könne man gar nicht alle nachweisen (!!). Haberlers waren nett & er milde. Es scheint ihnen in Brasilien gefallen zu haben. Sie haben sehr viele Studenten & er kommt wenig zum Schreiben. (Da ist es hier besser; ich habe 4 Tage frei, Do.-Sonnt.) Der Grad. C. geht ganz gut, wird aber noch viel Arbeit machen. Jetzt bin ich bei der Nachfragetheorie & meinem Aufsatz. Lese allerlei für den Chicago Aufsatz, für den ich noch kaum etwas geschrieben habe. Es wird noch 1 Woche dauern bis ich werde anfangen können. Lese wieder die Theory of G. um zu sehen, was man eigentlich machen kann.
Eben mit Winnie telefoniert. Sie will 10.-15. Nov. in N.Y. sein, hat noch kein Hotel. Ich werde versuchen, etwas zu finden. Wir wollen ausgehen, viell. Oper etc. & es wird sehr nett werden. Sie war ganz reizend am Telephone & scheint sich auch zu freuen. Mrs. Barton (Mrs. Thomas' Mutter) hatte mir von Winnie gesprochen, als ich Freitag bei T's zum (ausgezeichneten) Dinner war (noch: 2 Boyd, 2 Williamson (Quaker Frau mit erstaunlichen Brillianten), 2 McCarter). Ich musste natürlich wieder von Europa erzählen. Es wird langweilig, aber sie sind alle so dankbar.
Di. fuhr ich mit Viner per Auto nach N.Y. zu einem Dinner beim Council on For. Relations, Lew. Douglas führte Vorsitz & Clayton sprach über den Marshall Plan. Gut, aber noch besser in den Antworten. David Rockefeller war auch da. Ich sass mit ihm & McNutt, eine spassige Zusammenstellung. Messersmith traf ich auch nach vielen Jahren wieder. Clayton meint man bräuchte 15 Md. $ über 4 Jahre verteilt.
Gestern bei Morse's zum Dinner mit Neumanns, Taylors & Oppenheimers. T. & O. sprachen sich nicht gut. O. ist interessant, etwas süffisant, sehr gescheit, sicherlich energisch & gewohnt Leute zu dirigieren. Er hat gar nichts von der heiteren, kindlichen Art des Genies von Johnny oder Gödel. Er ist mehr der (bloss) gescheite Mensch. Auch Weyl & Einstein sind ganz anders. Weyl ist mit ihm zufrieden; es gefällt ihm eben, daß O. weiss worum es sich im Institut handelt. Ich war gestern mit Weyls in Hightstown Austern essen & dann bei ihnen zum Mocca. Er ist bald mit der Revision der Übersetzung fertig. Sie hat viel Arbeit gemacht; ich glaube nach wie vor, daß es eine wichtige Publikation sein wird.
Do. mit Marg. Smith essen & dann kamen Gödel, 2 Lutz & Richtmeier, der Chief theor. Phys. Div. in Los Alamos. Netter, aber etwas schleppender Abend.
Heute gearbeitet. Jetzt kommt Johnny mich abholen zum Nachtmahl. Haberler schickte mir Samuelson's Buch; er meint Johnny solle ihn besprechen. Ich glaube nicht, daß er es tun wird. Besser etwas an der Th. of Games weiter zu arbeiten. Z.B. ein Beispiel (über Monopol) ausführen!
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.28)



