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tagebücher / 1947-47 / 1947-11-07

Do. 7. Nov.

Brief von Winnie; sie hat ihre ursprüngl. Einladung für Montag verschoben & wir gehen daher Mo. zur 'Opening Night' in die Oper (Maskenball). Die Frage ist ob ich Frack oder Tuxedo tragen soll. F. wäre mir lieber, aber was wegen Silkhat & Mantel? Es wäre aber ein Spaß – wie es auf alle Fälle werden soll. Sie wird sicher blendend aussehen & so gut gekleidet sein.

Der Chic. Aufsatz ist fertig in 2. Fassung. Heute gebe ich ihn an Johnny. Jedenfalls wird er mich nicht mehr viel beschäftigen. Ich kann noch ca. 500 Wort einschreiben (für das Gedruckte).

Johnny's schöner Chic. Aufsatz ist erschienen. Das ganze Buch "The works of the Mind" ist sehr interessant. Kein Ökonom dabei. Aber das sollte er auch sagen. Wohl, daß das gesamte soziale & ök. Leben eine phantastische Leistung des Geistes ist, aber mehr in seiner Manifestation, denn in der Wissenschaft darüber.

Die Grossen unserer Zeit wollen nichts mit den Sozialwiss. zu tun haben. Sie sind fasziniert von Math. & den Naturwissensch. Dabei wird die Welt immer komplizierter (gemacht). Wahrscheinlich ist unsere Welt so sehr noch im Fluß, daß ganz neue Formen sozialer Organisation entstehen werden, ehe eine wirkliche Wiss. entsteht. (Falls die Naturwiss. nicht vorher alles kaputt machen).

Heute mit Verroeulst im Institute zum Lunch & Disk. mit Johnny. V. ist Rockef. Fellow (Paris) & sehr gut. Er kommt zu meiner Vorles. & studiert die Th. of Gs. Kann gut Math. Gestern Vortrag von Galbraith im Sem. über Monop. Wettbewerb. Die ganze Geschichte & klarer Ausdruck, daß man nicht weiss wie man weiter kommen kann. Freute mich sehr, denn ist genau die Situation in die mein Chicagoer Vortrag passt. Die Spiele kannte & erwähnte er natürlich nicht. Nur Lester machte einen Hinweis darauf. Lutz etc. – nichts. Sehr typisch! – Ich sagte gar nichts, denn hatte arge Kopfweh & Erbrechen als ich heimkam. Wohl Virus-influenza. Auch heute noch etwas low. Ich will es auch morgen etwas wenig anstrengend machen.

Nachtmahl mit Neumanns bei Lahiere, dann mit Johnny im Kino (Unsuspected) & etwas Talk. Clari borgte mir den Operahat ihres Vaters: passt!

Genug für heute. Jetzt müde. Doris ist noch immer krank, viell. bis Mittw.-Do. Es wird allmählich schmutzig hier, aber spart Geld. Nach Wien will ich noch einen 10 Pd. Schinken senden! –

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1947-47, Eintrag 1947-11-07
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.28)