Sa. 20. Dez. 1947.
Winnie schrieb einen freundlichen Brief aber es ist bitter. Ich habe ihr noch nicht geantwortet & debattiere mit mir, ob ich sie am Rückweg aus Chicago aufsuchen soll. Ich bin keineswegs sicher. Viell. Tel. ich ihr am 15. Brief aus Wien mit passablen Nachrichten. Muttel muß sehr krank gewesen sein. Nun hört man vom ersten Spaziergang.
Viel mit Johnny beisammen gewesen. (Morgen fahren sie beide nach L Al.) Ich habe nun um ein Jahr als Sabattical eingereicht & Johnny sagt, daß ich bestimmt den Rest des Gehaltes vom Inst. bekommen werde, da wir doch zus.arbeiten wollen. Nun muß die Univ. handeln. Gestern Abend Fac. Meeting im Grad. Coll. Disk. eines Berichtes über Res. & Scholarship in P. Gut, mit einem phantastischen Denkfehler, den ich in der Disk. darlegte (daß in 20 Jahren das Niveau hier viel niedriger sein müsse! (behaupten sie). Es wird aber der Bericht gute Wirkung haben. Do. war die 2. Zus.kunft (im Inst.) des Science Club. Johnny sprach über die Anwendung der Naturwiss. auf die Sozialwiss. Er sagte insbes. etwas über "Einfachheit" von Theorien, & meinte, daß der menschl. Geist immer & überall am Rande seiner Tätigkeit es mit der gleichen Kompliziertheit zu tun habe, deren er gerade noch Herr werden könne. Wir sprachen auch wieder viel über Spiel, da ich durch meine Vorlesungen stark angeregt wurde. Ich werde noch 4 x je 1 ½h haben! Es ist sehr befriedigend. Gödel hat meinen Chicagoer Aufsatz gelesen & mit mir lange über Zurechnung, Lösung etc. diskutiert. Er will sich nun das Buch ansehen. Viell. greift er einiges auf. Johnny meint, das wäre ein wichtiges Ereignis.
Heute bei McCarther's wo noch Mrs. Lord (ex McAlpin) & Judge Clark (& wife: Sonia Tamara, (Her. Tribune)). Mrs. L. will wissen, daß man jetzt auch eine Hydrogenbombe machen kann; angebl. 20000 x stärker.
Die Londoner Conf. ist abgebrochen & Marshall hat gestern im Radio gesprochen. Habe es nur gelesen. Etwas trocken & gar keine Hoffnung darin. Es ist ein grosser Punkt in der Weltgeschichte.
Heute mit Weyls bei Lahière Mittag gegessen. Er arbeitet noch immer an der Phil. der Math. & möchte immer mehr umarbeiten. Es beschäftigt ihn sehr. So z.B. die Frage der Kongruenz & die Anwendung des Begriffes auf die Biologie etc.
Du Plessis war hier sich verabschieden. Netter Mensch; er fährt bald nach S. Afrika. Er sprach mit Lutz, der ihm sagte es stünde ihm, L., nicht dafür die Th. of Games zu lesen, denn das würde 3 Monate dauern & der Nutzen sei zu gering. Voilà.4 L. sprach gestern im Goldenweiser Seminar & sagte, wie schwer es sei die Inflation zu kontrollieren, meinte aber gleichzeitig, daß man sie so aufhalten könne, daß eine Abschwächung vermieden werden könne; also ein Plateau. Einfach unglaublich, wie das irgend jemand glauben kann. -
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.28)



