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tagebücher / 1947-48 / 1948-01-10

Samstag 10. Jänner.

Gestern Brief aus Wien; einer fehlt bisher. Muttel scheint doch sehr krank zu sein; ich werde Doganil hier bekommen & senden; falls man das richtige bekommt.

Do. bei Dirac's zum Nachtmahl; noch 2 Wheelers & dann kamen noch Ladenburgs & 1 Inder & 1 Chinese. Sehr nett alles. Wenn Dirac etwas sagt, ist es immer der Mühe wert. Aber die Frau lässt ihn nicht sehr zu Worte kommen. Wir sprachen etwas über phenomenologische Theorien in der Physik. D. haben die Engländer auch nicht nach Russland fahren lassen. Er weiss viel über Kapitza, der noch immer in Ungnade ist. Wheeler mußte auch in Polen sehr vorsichtig sein, war nie allein, weder Tag noch Nacht & die Botschaft wußte von jeder einzelnen Verabredung, Reise etc. Trotzdem riskant.

Gestern Advisory Committee in der Tavern & dann Dinner. Besser als letztes mal, weil über "Research" gesprochen wurde. Mr Douglas (Soc. Sc. Res. Council) sagte mir, daß ich leicht $ 25000,- von der R. Round. für Johnny & mich bekommen könnte, damit wir unsere Zeitreihen untersuchen können. Wir sollten nur einreichen. Die Univ. hat nicht genug Geld. Ich will aber von ihr mein Sabbatical haben. Das Inst. kann den Rest zahlen. Es wird schon gehen.

So. bei Weyls. Sein MS ist fort, 480 Seiten. Es soll aber schwer sein Drucker zu finden. Hoffentlich kommt es noch vor dem Sommer heraus.

Ich habe weiter über die Spiele vorgetragen (allg. Theorie etc). Es macht Spaß, ist aber schwierig. Nächstes Mal muß ich viel mehr Zeit darauf verwenden. Ich habe noch 2h. Ich habe viel nachgedacht; man muß noch mehr schreiben. Viell. kann ich Johnny zu einem Aufsatz überreden. – Fortune Mag. wollte unsere Photos haben; sie bringen angeblich einen Aufsatz; viell. Galbraith dahinter, der meinen Chic. Aufsatz gelesen hat. Der Vortag scheint übrigens gefallen zu haben.

Jetzt werde ich bald an das Buch MS zurück können. Aber die Idee, daß ich viel lesen muß für Bus. Cycle course, macht mir wenig Vergnügen. Aber ich werde 3 Wochen Ruhe haben, ehe die Vorlesungen anfangen.

Lese Schulman's "Defeat in the West"; recht interessant. Morley's Buch über die Maya ist sehr aufschlußreich.

Mimi wollte heute kommen, hat aber nichts hören lassen. Viell. morgen; ich möchte ans Meer, spazieren gehen. –

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1947-48, Eintrag 1948-01-10
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.29)