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tagebücher / 1947-48 / 1948-02-08

So. 8. Feb.

Heute für die Vorlesungen vorbereitet. Alles müsste frisch gemacht werden; vor allem brauchte ich auch Schaubilder, aber das gibt es nicht! Eine feine Universität! Ich werde zunehmend böse. Sagte das auch Viner gestern.

Am Abend kam Johnny auf einige Stunden. Dann holten wir Marina ab & dann zu ihnen, wo schliesslich Clari & Richtmyer aus dem Konzert kamen. Mit J. viel diskutiert; er arbeitet über Quantenmechanik, Elektrodynamik & hofft Divergenzen beseitigen zu können: Gab mir eine Idee von den phantastischen Messgenauigkeiten. Dann erzählte ich von meinen Ideen & Notizen über "Theorie der Organisation", was ihm sehr gefiel. Man solle das ausarbeiten. Wir sprachen ausführlich darüber. Zu meiner Idee über die Rolle des Protokolles als Instrument der Beherrschung fand er ein Beispiel in Ivan's des Schrecklichen Verwaltungsreform. Man muß das nachlesen. Es ist viel hinter allen diesen Dingen & es wäre schön, wenn man hier weiter käme. Zunächst müßte man einmal Fragen formulieren und das ganze Gebiet abstecken. Eigentlich sollte das alles in der polit. Theorie enthalten sein, aber ich glaube es existiert nichts darüber (Ausser Max Weber, & H.H. Simon's "Administ. Behavior") oder zumindest nicht das, was mir vorschwebt. Ich möchte einmal darüber sprechen, & alles aufschreiben, so wie ich es 1941 über die Maximen tat (aus denen noch manches herauszuholen ist).

Heute will ich an Hannchen schreiben. Habe mir sehr überlegt was da zu tun ist. Ein Brief wird nicht viel nützen. Sie müsste dringend Urlaub haben & zwar einige Monate. Wenn ich sie herkommen lassen könnte. Aber das geht gar nicht. Es betrübt mich sehr – und vor allem wie soll sich das entwickeln?!

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1947-48, Eintrag 1948-02-08
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.29)