Washington, 2. April 48. Freitag.
Bis gestern 2h in Buck Hill Falls geblieben. Es war eine sehr schöne Zeit & wir haben uns ausgezeichnet vertragen. Dorothy ist ein entzückendes Wesen; sie hat sich mir sehr genähert & nun sind wir vertrauter als ich je hätte glauben können, daß man es in so kurzer Zeit werden kann. Wir gingen spazieren, schliefen viel, machten 2 Autoausflüge, waren auf dem Kamm in der Sonne liegend, lasen am Abend in der Halle, sie strahlend übers ganze Gesicht, wie ich es nie vergessen werde. Mittw. 5 p.m. waren wir im Pocona Manor zu einer Cocktail party eingeladen, bei der wir Johnny, Wigner, Rabi, Teller, Bethe usw. sprachen. Mrs. O. war auch da & alles ging ganz spassig zu. Unsere Beisammensein dazwischen wurden immer inniger. Gestern fuhren wir bis Gettysburg & D. hatte die Lee-Meade Inn, direkt am Schlachtfeld, ausgesucht. Es war nicht, was wir erwartet haben, wurde aber trotzdem einzigartig. Nie habe ich solche Zärtlichkeit genossen & ich werde ihr das niemals vergessen. Nun sind die Schranken alle gefallen; sie scheint wirklich glücklich zu sein & ihre natürliche Hingabe zeigt, daß sie die geborene "daughter of the game" ist. Nun sehe ich erst, was ich in vieler Hinsicht für ein armes Leben geführt habe. Dass mir dies noch beschert wurde, ist ein grosses Glück & was immer werden möge, ich bin um unauslöschliche Erfahrung bereichert. Ich glaube, ich habe es ihr leicht gemacht.
Heute fuhren wir nach Wash. weiter, wo sie ihre Verabredung hatte. Morgen fahren wir heim. Die Fahrt war auch wieder sehr schön, obwohl es erst regnete. Dann gab sie falsche Instruktionen, so daß wir einen längeren, aber sehr schönen Umweg machen mußten.
Mittagessen im Fed. Res. Bd, mit Fürth, Gerschenkron, Hirschfeld & Copeland nichts aufregendes. Dann kurz bei Lovasy; sowie Rosenstein & Rist gesehen. Mit J.J. Polak eine wiss. Unterhaltung gehabt. Er ist sehr intelligent. Dann lange in der Ausstellung der Berliner Bilder (Kais. Fried. Museum etc). Wunderbare Sachen dabei, bes. Dürer, Botticelli. Die 15 Rembrandts sehr eindrucksvoll aber ganz dunkel. Einfach Schmutz. Man soll sie reinigen, wie in Holland. So hat er einfach nicht gemalt. Viell. geht die Sammlung noch nach N.Y., so daß ich sie nochmals sehen kann. Man wird die Bilder viell. nie wieder zu Gesicht bekommen.
Der Marshall Plan angenommen. Morgen wird das Gesetz unterzeichnet. Krach in Berlin zwischen US & USSR. Marget ist in Wash., habe ihn aber noch nicht erreicht.
Ich möchte so gerne einiges über Dorothy aufschreiben, finde es aber nicht delicat & will auch nicht die schöne Erinnerung zerstören, die ich habe & bewahren will.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.29)





