OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1947-48 / 1948-04-19

Mo. 19. April.

So viel zu berichten, aber keine Zeit. Viel mit Johnny beisammen & unsere Pläne besprochen; dazu Disk. über das Memo des Gen. Board. Heute früh 730 schon bei ihm & Frühstück. Wir erörterten das Budget; dann brachte ich ihn zur Bahn. Er kann mir sofort $ 10000,- zur Verfügung stellen; das hat Mina Rees ermöglicht. Ich kann sofort jemanden anstellen etc. Heute rief ich sie an; sie hatte eben meinem Brief vor sich & war sehr interessiert an den Zeitreihen. Vor allem aber: "Let's get starte das soon as possible". Mit dem Budget war sie ganz einverstanden. Die Univ. murkst jetzt an der Geschichte herum. Howard ist völlig konfus geworden & hat alles prompt an D. Brown abgewälzt.

Fr. waren Dor. & ich bei Gödels. Es war ganz nett, aber sie hatte ein komisches Essen zus.gesetzt. Sa. fuhren wir ans Meer, das ich so lange nicht gesehen hatte. Kühl & windig, aber wir fanden einen windgeschützten Ort in der Sonne zu liegen. Sie hatte ein Picknick mitgebracht & alles war sehr nett. Sie war sehr lieb. Dann Heimfahrt via the Heights. – Am Abend Dinner bei McAlpins. Noch Dodds & Frau & die 2 van Dusen & Mrs Sheeler (Russin). Schleppende Unterhaltung als wir 4 Männer beisammen sassen, bis ich einige Fragen aufwarf (z.B. "Wann ist eine Univ. "gut" organisiert?"). D. macht müden Eindruck: ist keine grosse Figur. Da gibt es unter der Fakultät bessere Leute.

Gestern mit Pedersen lunchen & bei den Kühen (zum x-ten Male, ich kriege es allmählich satt) & etwas spazieren. Die anderen nehmen sich seiner nicht an. Er ist nett, gescheit & weiss viel. Donn. wird er sprechen, Mittw. bei mir. – Dann reiten mit Dave 1½h, kühl, schön.

Nach 8 kam Dorothy in ihrem neuen Kleid, das ihr wunderbar steht & sie sehr glücklich macht. Sie war ganz entzückend. Ich habe niemals solche liebevolle Hingabe bekannt. Sie blieb bis etwa ½ 12h & sie war ganz müde, als sie ging. Ich brachte sie heim & es war der Abschluß eines einzigartigen Besuches. Vorhin nachtmahlten wir kurz bei Lahière. Sie hat Farbe, strahlende Augen & sah glücklich aus. Ich denke viel über uns nach. An die Trennung in 6 Wochen mag keiner glauben & denken. Wenn sie nur auch nach Europa kommen könnte.

Morgen nach N.Y., Sitzung mit Hayek, Machlup, Willits. Muß mich endlich um das Mil. Permit kümmern. Die off. Einladung ist noch nicht eingetroffen & die Russen machen immer mehr Schwierigkeiten.

Die Ital. Wahlen scheinen sehr entschieden gegen die Kommunisten gegangen zu sein. Falls die Aufstände machen, werden sie kein Glück haben, denn man wird intervenieren. Bin sehr bedürftig mich wieder zu sammeln. Muß die weiteren Berechnungen für das Buch planen. Shaffei hat Kap XI. gelesen; er ist ein bes. guter Student. Ich glaube von allen hier in den 10 Jahren der beste. (Ägypter).

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1947-48, Eintrag 1948-04-19
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.29)