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tagebücher / 1949-50 / 1949-05-30

Mo. 30. Mai.

Heute Feiertag (Memorial Day). Hermann Weyl war zum Lunch hier & es war sehr nett, obwohl ihn sein Asthma plagt. Nächste Woche fliegt er nach Zürich. Er brachte ein Separatum: Wiss. als symbolische Konstruktion des Menschen. Er war von Oppenheimers Vortrag über die Freiheit der Forschung enttäuscht. Ich konnte ihn nicht hören, da ich in Wash. war. Dor. hatte ihn gehört & konfus gefunden. Das ist O. meistens: kompliziert, anders – oft um anders zu sein. Eine tiefe Frage auf die niemand die Antwort hat. Gewisse Grenzen müssen gesetzt sein. Z.B. wird man Experimente wie von den Nazi Doktoren nicht billigen. Andererseits sind es oft gerade die sozialen Non-Conformisten, die entscheidende Dinge finden. Nun sind aber die Anwendungsprobleme so viel grösser & gefährlicher, daß es nicht leicht ist. Galilei hat auch viel erschüttert. Das sollte einmal genau durchdacht werden.

In Wash. bei Rigby; die 2 Matrizen sind invertiert, mit offenbar geringem Unterschied – was Weyl höchst merkwürdig findet. Ich habe sie aber noch nicht. Mina Rees auch gesprochen. R. kommt nach Chicago; ebenso Tompkins & Keen. Am Do. sprach ich im Seminar des I.M. Fund über Accuracy. Es ging gut, aber war nicht lohnend. Mi Abend bei Lovasy, wo noch Fürth, Hinshaw, Mr & Mrs Friedman kamen; ebenso Prof. Prest aus Australien (a bove). L's Mutter sah ich vorher; sehr alt, aber noch gut im Geiste.

Muttel ist punktiert worden, bekommt viele Injektionen etc. Hannchen ist auch in schlechter Verfassung.

Vorige Woche war John 3 Tage hier. Wir hatten ihn zum Nachtmahl & nachher Lester, Wallace, Graham, Howard, Notestein. John ist sehr angenehm & gescheit. Taut sehr auf.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1949-50, Eintrag 1949-05-30
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.31)