OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1949-50 / 1949-10-20

Do. 20. Okt.

Dor. ist wieder hier. Ich holte sie am Nachmittag in Ph. ab. Es geht ihr recht gut, wenn man bedenkt, daß es erst 48 St. her ist. Natürlich hat sie noch etwas Schmerzen, aber ich glaube sie wird sich rasch erholen. Dr Hauser war sehr mit ihr zufrieden. Jetzt liegt sie im Bett & liest; das Sprechen fällt ihr noch etwas schwer.

Der Computer multipliziert seit heute vor 8 Tagen. Johnny ist glücklich. Wir sprachen uns sehr lange vorige Woche & er ging ganz in Einzelheiten & will von mir eine Arbeit durchführen. April dürfte alles fertig sein. Gestern habe ich mir alles angesehen. Er macht eine Multipl. 2er 12stelliger Zahlen in 1/2000 Sek, etwa 400-435 pro Sekunde. Man wird das noch steigern können. Es ist ganz erstaunlich & wird phantastische Weiterungen haben. 100 Mal schneller als Mark III., 6 Mal schneller als die Emiak. Was für Probleme nun behandelbar werden! Und was für ein Unterschied gegenüber Mark II, wo sich alles mögliche mechanisch bewegt & die elektr. Geschwindigkeiten nicht ausnützen lässt (sie sind auch hier noch nicht erschöpft). Es ist wirklich ein Markstein in der Geschichte der Wissenschaft.

Neulich waren wir bei Gödels zur Hause. Ganz nett und er scheint sich auch wohl zu fühlen. Aber er hat etwas, das ihm am Herzen liegt & das er mir mitteilen will.

Mein Aufsatz von Scient. American ist in Übersetzung in der "Amerik. Rundschau" erschienen (Sept 49). Hans Wolf schickte mir die Nummer. Predohl schrieb wieder und es liegt ihm sehr daran meinen Artikel zu bekommen.

Hotelling schrieb einen begeisterten Brief über die "Accuracy" Studie, "die weitestgehend verbreitet werden solle". Er machte einige weitere Bemerkungen, die ich verarbeiten werde. Wir werden die Sache wohl doch drucken & nicht mehr vervielfältigen.

Gestern Dinner in der Tavern: Viner, Brown, Lester, Lutz & Mr. Kaysen, der dann hier über "Collusion" sprach. Mässig. Ich sehe nicht ein, warum man ihm so nachlaufen soll. Seine Haltung bezüglich der Th. d. Spiele war z. T. albern. Harvard wollte hören, daß an der Sache nichts dran sei & er hat den "Beweis" geliefert. Morgen Abend haben wir eine schwierige Sitzung, u.a. Strayer etc.

Heute 2 ½ Besprechung mit Staff & Woodbury. Etwas Fortschritt, aber es ist verwickelt. Rigby möchte Diesch (Mark II in Dahlrgen) in unsere Arbeiten hereingezogen sehen. Ich werde ihm morgen schreiben: er soll die Eigenwerte berechnen! Am 15. Nov. habe ich ein Seminar in Wash.; bei der Gelegenheit werde ich ihn sprechen. –

Genug: Viel Arbeit vor mir.

Gestern die Anzahlung auf das Grundstück gemacht & nochmals die Grenzen inspiziert. Es ist grössser als Dor. & ich an einer Ecke (gegen Cowenhouven) gesehen haben. Ein Teil seines Gartens, mit schönen Dogwood & etlichen Eschen (Ashtrees) gehört zu uns. Wir werden einen sehr schönen Garten in dieser Richtung bekommen, und machen können. Hoffentlich werden die Ulmen erhalten bleiben. – Das war ein weitreichender Entschluß, aber ich glaube wir werden uns dort sehr wohl fühlen und ein wirkliches Heim haben.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1949-50, Eintrag 1949-10-20
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.31)