OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1949-50 / 1950-06-09

Freit. 9. Juni

Warm, in den letzten Tagen. Gödel Montag & Gestern besucht. Er liebt, hat leichtes Fieber, Herz?, Zucker?. Lässt sich telefonisch von N.Y. behandeln. Einsteins Doktor, der anscheinend ein alter Tepp ist. Es ist ein Jammer, daß ich ihn nicht zu Klein bringen kann. Sein Geist & die Gemütsverfassung sind aber beide wie immer. Er ist sehr guter Stimmung. Das Haus scheint heiss zu sein, weil es keine Attic ventilation hat (keine Lonores) & keine Attic insulation.

Gestern Abend war Johnny hier, eben von Shelter Island zurück, wo die übliche Physics Conf. war. Er hat über Turbulence gesprochen. Darüber will er auch beim Int. Math. Congress sprechen. Hadamard soll Schwierigkeiten mit dem Visum haben. Niemand kümmert sich darum (unter den Franzosen), wogegen grosses Geschrei war bei Schwartz. "Ein anderer Zitatenverein". Johnny war in bester Form & hatte eine bes. gute Unterhaltung mit Dorothy, die sich beide leiden mögen.

D. spürt das Baby oft sehr stark. Sie müsste mehr ruhen, aber sie wirtschaftet viel & muß zurückgehalten werden. Gestern schickte sie ein Paket n. Wien: eine Nylon Bluse für H., Kaffee f. Muttel & Marken an Vatel. Muttel liegt ständig; es ist ein Jammer. Ella hatte 9 Tage frei letzten Monat! Und die arme Hannchen übermüdet. Was für ein Jammer. Ich habe H. geschrieben, daß ich viell. n. Europa & viell. nach Wien komme; aber sie sicher sehen werde, auch wenn es nichts mit Wien ist. Sie muß selbst beurteilen, ob & was sie den Eltern davon sagt.

Nun zurück zur Lektüre des MS. – Mo.-Di. bin ich im Naval War Coll. bei Capt. Eccles. Leider kann Johnny nicht mitkommen, wie wir erhofft hatten.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1949-50, Eintrag 1950-06-09
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.31)