OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1949-50 / 1950-06-19

Mo. 19. Juni

Am Mittwoch ziehen wir in das Haus! Es wird noch nicht ganz fertig sein, der Maler ist noch dort und etliche andere Kleinigkeiten. Es ist auch noch nicht der Grund nivelliert. Aber in einigen Tagen wird das alles in Ordnung sein. Es fehlen noch Vorhänge etc. Ende der Woche dürfte alles klappen. Ich muß aufpassen, daß D. nicht zu viel arbeitet, sich ermüdet, schweres hebt etc. Daher werde ich bis Do. hauptsächlich hier arbeiten & ihr das meiste abnehmen. Sie hat sehr interessante Farben für das Haus gewählt. Es macht einen guten & abwechslungsreichen Eindruck. Infolge des Bauplanes, mit seiner Separierung der Räume, hat man viel mehr das Gefühl von Abwechslung & Weite, als hier. Dass es eine unter & obere Halle gibt, ist sehr schön; ich bin recht zufrieden. Hoffentlich wird es mit dem Landscaping werden & nicht zu viel kosten.

Mo.-Di. in Newport gewesen; bei herrlichem Wetter. Capt. Eccles war sehr nett, schönes Haus, gut aufgenommen etc. (Er hat schöne Bilder: Corot, Degas, Homer etc.!) Aber mit der Logistik schaut es windig aus. Meist Formalismus; keiner bei Theorie, Rechenmethode etc. Es ist schwer, sich vorzustellen, was da gemacht werden soll. Man muß Ideen haben, die zu einer Theorie führen. Alles war sehr interessant & mein Gesichtskreis erweitert sich erheblich. Nun will ich einmal zur Air Univ. fahren; viell. im Winter. Der Maneuver Board wird neu konstruiert. Dann werde ich ihn mir wieder anschauen, hoffentlich mit Johnny, der gerne mitgekommen wäre.

McDonalds Buch ist uns zugeschickt worden. Schaut ganz nett aus & wird viell. viel verkauft werden.

Do. waren wir mit Neumanns & Platschek bei Applegart zum Nachtmahl & dann bei ihnen. Interessantes über Jolist, mit dem P. viel zu tun gehabt hat. Warum J. Kommunist geworden ist: Er hat im Krieg von den Deutschen sein Institut zurückbekommen, aber für die Underground gearbeitet, & mußte sich wegen der Zus.arbeit mit den Nazis kommun. Erpressung fügen. Dann ist er so hinübergeglitten als er nach dem Krieg die Verdächtigung nicht abschütteln konnte & Johnny hasst ihn. Es gibt auch noch die Komplikation, daß er, als einer der erstklassigen, die Fission unter der Nase hatte, aber nicht sah.

Gestern in Haverford: Univ.-NBER Committee. Es war sterbenslangweilig. Aber man sah einige alte Bekannte (Higgins, Copeland, Black, etc.) & lernte neue Leute kennen.

Newalls Paper ist angekommen. Mr. Bott wird von mir engagiert, an diesen Dingen weiter zu arbeiten. Morse & Johnny empfehlen ihn sehr. Ich muß nur die Maschinerie in Gang setzen. Nächste Woche Konf. hier mit 2 Leuten von Bayonne. Rigby sagte mir, daß man an allen diesen Aktivitäten sehr interessiert sei. Es steht viel mehr Geld in Aussicht, falls man nur die Leute finden kann, die über Logistik arbeiten können.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1949-50, Eintrag 1950-06-19
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.31)