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tagebücher / 1950-53 / 1950-12-02

Sa. 2. Dez.

Von Di. bis gestern Abend in Wash. gewesen. Die WSEG Sache ist nun durchgefallen, wie mir Robertson am Tel. mitteilte. Die Clearance ist erteilt, aber Bestimmung B-5 verbietet die Anstellung von Leuten im Dept. of Defense, die enge Angehörige in Russischen, besetzten oder Satellite Ländern haben! Das hätte man, falls es wahr ist, auch früher feststellen können. Es trifft nicht allg. zu, denn Seidlers Eltern leben in Wien & er ist im Gen. Staff der Armée. Also ist es viell. eine Politik bezüglich Neuanstellungen, oder Robertson benützt das, weil er mich nicht will etc. Ich sprach Johnny heute, der sehr erstaunt war, aber diese Interpretationen nicht gelten lassen will. Er glaubt, daß es wirklich eine solche Bestimmung gibt und meint sie sei blöd. Er will sich bei erster Gelegenheit in W. erkundigen. Es ist sehr schade, daß dies so gekommen ist, mich hätte das sehr interessiert.

In W. war noch so viel los, daß nur einiges erwähnt sei: Wegen der Guided Missiles Geschichte (H. Wolf-Kepka) habe ich mit Brunauer im Ordnance Dept. der Navy gesprochen, der mich mit Dr Dow bekannt machte. Dieser hatte den Bericht des Naval Att. in Rom gesehen und wird das nun entschieden verfolgen. Robertson sagte ich auch, daß Johnny die Sache für ganz neu halte & er wird urgieren, wo er etliches eingeleitet hat. Das dürfte meine Mitwirkung beenden; aber ich werde wohl von Hans etwas hören, falls etwas gemacht wird. – Vortrag vor ONR ok; ich habe viele bittere Wahrheiten (wie ich sie sehe) über Europa gesagt: Dass dort nichts die Russen aufhalten wird, keine Macht irgendeiner Art existiert und was für eine Furcht besteht etc. etc. Alles das kam zus. mit den Nachrichten über die Chines. Intervention in Korea. – Es ist übel zu sehen, wie langsam alles vorwärts geht. Das Militär scheint so sehr zu zögern. Synington ist der Mann, der noch am meisten drängt. – Ich sah Somary, der sehr pessimistisch ist. Er sagt er habe Myrdal gesehen, nach dem M. in Moscaw gewesen ist. Jetzt sei Myrdal fest davon überzeugt, daß er sich geirrt habe & daß die Russen tatsächlich einen Krieg vorbereiten & planen. Er hat Molotoff, Gromyko etc. gesprochen.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1950-53, Eintrag 1950-12-02
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.32)