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tagebücher / 1950-53 / 1951-02-24

Sa. 24. Feb.

Gödel ist wieder zu Hause & ich werde ihn heute dort besuchen. Er war Do. viel besser beisammen und durfte in meiner Gegenwart das erste Mal 1 Stunde sitzen. Als ich Oppenheimer neulich sah, sagte O. ob man nicht Gödel den neuen Einstein Preis geben solle. Die Idee kam ihm während meines Besuches. Er wird alle 3 Jahre verliehen, bringt $ 15.000,- & eine Goldmedallie. Aber dann meinte er, das Institut könne den Preis kaum einem Mitgliede geben. Als ich das Johnny sagte, meinte er, das treffe nicht notwendigerweise zu. Do. machte Gödel nun Andeutungen, daß Einstein ihm etwas gesagt habe, daß am 14. März gemacht würde & eine Ehrung für G. darstellen werde. Offenbar gibt man ihm doch den Preis! Falls das stimmt, wird sich Gödel wundern; was passieren wird mit Photographen, Reporters etc. etc. Das würde ein Spaß werden, aber hoffentlich verderben diese Leute nichts. Es wäre fein, wenn ich dies indirekt erreicht hätte. Nun wird mein Vorschlag bezüglich seines Ehrendoktorates von der Univ. auch anders aussehen.

Für Stigler hatten wir eine Cocktail Party. Die erste hier & es ging sehr gut. Wir konnten Verpflichtungen los werden & einige junge Leute einladen. St. war nett; sein Semin. Vortrag mässig interessant. Vera Lutz benahm sich hier skandalös, sprach kaum mit uns, sagte nichts über Haus, Baby etc.! Lutz geht auf 1 Jahr nach Freiburg. Dort gehört er hin mit seiner Sentimentalität; er möchte Geheimrat Bonze sein. Hat sich nie von Europa frei gemacht. Sie hasst Amerika & Princeton im Speziellen.

Lunch mit Johnny, lange Diskussionen merkwürdigerweise über Philosophie, 2. Leben, Ausschliesslichkeit des uns bekannten Universums etc. Und über die Meinungen der Europäer über US. die so vorbei reden, das eigentliche Phänomen gar nicht sehen wollen. Ich erzählte ihm von der Sammlung von Aussprüchen die ich gerade in Fortune gesehen hatte.

Gestern war Dorothy im Bett mit einer Darmgeschichte; aber heute ist sie wieder ok. Wir liessen Dr Welch kommen, der sehr gut sein soll. So fuhr ich nicht nach N.Y. Aber nächste Woche.

Kaltes, windiges Wetter, strahlende Sonne, tief blauer Himmel. Do. goss es in Strömen. Was für Wandlungen.

Jetzt wieder bei der "Organiz.". Ich glaube, es wird mit input-outp. weitergehen.

Später: Heute kam das Statement der UPress: von Accuracy sind 406 Exempl. verkauft worden (1. Aug.-1.Feb.) & Games: 476 Exempl. Meine Royalties: $ 340,- – besser als was ich erwartet hatte. Das hilft uns gerade jetzt & mit den $ 150,- aus Venezuela für den Aufsatz über ökon. Programme wird das uns erlauben alle Rückstände zu beseitigen. Ein gutes Gefühl.

Ich war bei Gödel, der zu Hause ist & von seiner Frau sehr gepflegt wird. Er ist in recht guter Stimmung, spricht keineswegs mehr vom Sterben, sondern davon, daß er seine Mutter in der Schweiz treffen möchte, wie er ihr schon geschrieben hat.

Morgen soll Haberler kommen. Habe mir die input-outp. Sache überlegt & kann das nun in besserer Form als bisher aufschreiben, was ich morgen beginnen werde. Man sieht, daß die Idee der "Kosten" maßlos überschätzt wird. Man muß sich konsequent an die Ideen von den Spielen halten & kommt dann gewöhnlich zu grösserer Klarheit. Meine Vorlesung über die Spiele (4 Studenten: G. Becker, O. Eckstein, EIsenmannberg, D. Menezes (Inder)) geht ganz gut & alle arbeiten eifrig mit.

Ich habe an Lovasy geschrieben, ob sie sich noch für das österr. Material interessiert. Es wäre schade, niemals etwas damit zu machen; wir könnten das gemeinsam publizieren. Etwas steckt schon darinnen & auf diese Weise könnte ich die Zeit schon aufbringen. Ich glaube, sie wird gerne darauf eingehen.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1950-53, Eintrag 1951-02-24
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.32)