OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1950-53 / 1952-05-13

Di. 13. Mai 1952

Viel geschehen seit der letzten Eintragung. Aber im allg. geht es uns gut. Ich war, weil ich schon so lange starke Schmerzen auf der Brust hatte, bei Dr Welch, wo ich genau untersucht wurde. Ergebnis: ein Magengeschwür (an der Pforte, was ein schlechter Platz ist). Er verschrieb milde Diät Creamalin und es geht viel besser. Ende Mai neue Xray und W. glaubt es könne dann geheilt sein. Das subjektive Gefühl ist gut; ich war eine Zeit lang matt, aber fühle jetzt mehr Energie.

Hannchen hat Schwierigkeiten im Büro, wird sie aber überwinden. Sie scheint sich sonst zurecht zu finden. Die Wohnung kann sie behalten. Kuffler ist ihr eine grosse Hilfe. (Ich habe ihm ein Exemplar der Th. of Games geschickt, von Johnny & mir gezeichnet. Das dürfte ihn freuen.) Vatels Obduktionsbefund zeigt, daß er Krebs hatte, aber an einer akuten Lungenentzündung & Sepsis gestorben ist. So blieb ihm ein mögliches, jahrelanges Siechtum erspart. Aber ich bin über den Schock noch lange nicht hinweg und denke oft an ihn.

Der Vortrag bei den Soziologen war offenbar ein grosser Erfolg, wie ich indirekt immer wieder höre. Aber ich werde das jetzt nicht aufschreiben. Ich glaube, ich war in guter Form & sprach im richtigen Ton. Eben bin ich aus Michigan zurück, wo ich in L. Klein's Seminar sprach. Large scale Computing in Economics. Es ging ganz gut & ist etwas neues. Das werde ich aufschreiben und in abgekürzter Form für Anderson's Festschrift verwenden. In Deutschland ganz neu, ohne Zweifel. Es kann auch in unser Buch hier hineingearbeitet werden.

Häufig mit Johnny beisammen gewesen. Wir wollen im Sept. anfangen eine Revision unseres Buches vorzunehmen. Es gibt so viel Literatur, daß man sich kaum noch auskennt.

Habe die deutsche Übersetzung der "Accuracy" durchgesehen. Das war eine schauderhafte Arbeit. Aber jetzt wird sie viell. als wirklich gedrucktes Buch erscheinen. Später will ich eine richtige erweiterte Ausgabe machen; wenn die jetzige Auflage vergriffen ist. Dorothy ist etwas müde. Es gibt immer so viel zu tun. Carl macht viel Arbeit, aber er ist ganz reizend. Jetzt hat er schon viel mehr Worte, kann Ziffern &Buchstaben identifizieren und bringt Einsteins Bild, wenn man ihn fragt, wo E. ist. Wir haben viel Freude an ihm.

Die grösste Wirtschaft war es ein Programm für die Sept.Sitzung der Econometric Society in E. Lansing zu machen. Tom hat sehr geholfen. Eine enorme Korrespondenz und viele Telephonanrufe. Tom machte eine ausgezeichnete Dr Prüfung. Jetzt ist er Res. Associate.

Ich war eingeladen zu einer 10tägigen Conferenz bei Dupont. Hatte abgesagt, aber nun bitten Brakeley & Mestres, daß ich gehe, weil – angeblich – Greenwalt, der Pres. von Dupont, sich gefreut hatte, daß ich komme & mich – angeblich – kenne. Die Univ. wolle so sehr einen engen Kontakt mit Dupont herstellen etc. etc. So werde ich halt gehen, obwohl es mich sehr stört. Es dürfte jedoch interessant werden.

Nachher fahren wir dann sofort nach Santa Monica. Von nun an, wieder öftere Eintragungen.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1950-53, Eintrag 1952-05-13
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.32)