OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1950-53 / 1953-04-10

Freit. 9. Ap.

Vorigen Samstag war Carl bei Einstein zum Tee. Wir durften auch mitgehen. Carl benahm sich sehr gut. Er staunte Einstein wie hypnotisiert an, er hatte so viele Bilder von ihm gesehen und so oft von ihm gesprochen. E. war sehr freundlich zu ihm & schenkte ihm ein japanisches Bühnenbild. Wir sprachen des langen & breiten über Psychologie von Kindern, wie man sie (streng) erziehen sollte usw. Es war alles sehr angenehm. Er zeigte mir eine experimentelle Brille, die alles schief macht und mit der man sich aber doch mit einiger Mühe im Raum zurechtfinden kann. Dorothy fand alles sehr interessant; E's Tochter & Frl. Dukas waren auch da. Gestern traf Dorothy Frl. Einstein die sagte, daß ihr Vater viel von Carl spreche, den er als aussergewöhnlich nettes und intelligentes Kind fand.

Sonst habe ich so sehr als möglich an dem Aufsatz über "Experiment etc." geschrieben und einiges fertig gebracht. Aber der 1. Entwurf ist noch nicht fertig; ziemlich lang, schon 50 Seiten. Es interessiert mich sehr. Dann sofort zum Ntl. Bur. MS wo es einiges aufzuklären gibt. Ich mache einen fundamentalen Test mit Ohmer-Tukeys. Das wird im Bur. einiges anrichten!

Dienstag bei Barkley Henry zum Dinner. Er ist Mitglied einer von Eisenhower eingesetzten Commission über Strategic Psychol. Warfare. Sehr konfus! Dabei führt er fortwährend die Th. der Spiele im Munde, was mir nicht so angenehm ist. Johnny macht auch ein saures Gesicht, als ich ihm davon erzählte.

Nur 1 schöner Tag in diesen Ferien (letzter Oster-Sonntag). Es wird nun alles grün. Ich bin ziemlich müde – wie auch Dorothy. Carl allein hat allen Schlaf, der er will!). Um 6-615 weckt er uns. –

Ostersonntag kamen Vosslers und arbeiteten im Garten. Später Fellners & Johnny. Rigby schrieb mir, daß ich für die Navy im Sept. nach Rom fahren solle (Tagung des Int. Stat. Instit.). Das wäre fein, wenn es klappt. – Di. lunchte ich mit H. Weyl bei Lahière. Wir hatten eine gute Aussprache. Er möchte so gerne länger in P. bleiben. Sonnt. kommt er zu uns zum Dinner.

Haberlers waren neulich zum Lunch hier. Benutzen uns als Restaurant. Es ist irgend etwas unerfreuliches um sie beide. Es ist schade. Bisher hat es ihm nie eingefallen zu sagen ich solle zu einer der internat. Tagungen kommen; dieses Jahr ist sie in St. Marguerita in der 1. Sept. Woche.

Russische "Friedensoffensive". Man scheint auf den Schwindel hereinzufallen. Die Japaner hatten Pearl Harbour angegriffen als Friedensemissare in Wash. waren.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1950-53, Eintrag 1953-04-10
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.32)