Do. 3. Dez.
Brief von Hannchen heute: sie hat einen Unfall in der Bibl. gehabt, viell. Gehirnerschütterung; starke Kopfschmerzen. Viell. ist es nicht wirklich schlimm. Sie war beim Arzt, aber viell. nicht genug. Sie soll Xray machen lassen, was wohl Gödel sofort einfallen wird. Wieder macht sie blöde Überstunden usw, obwohl sie mir in Rom fest versprochen hatte etc. So geht es wieder los.
Vorigen Do. war Thanksgiving. Johnny & Clari kamen zum Dinner. Dor. hatte einen feinen Turkey gemacht, sie brachten guten Wein & es war ein bes. angenehmer Abend. Clari ist seither wieder mehr leidend (Disk?) & es geht dort bei beiden nicht gut. Clari hat sich, mit Tränen, bei Dor. über Johnny beklagt, & J. sagt zu mir gar nichts, als daß C. ein schwieriger Patient sei. Ich halte mich von dem fern. Heute Lunch mit Johnny; wir sprachen im Detail über Rand & ich werde jetzt meine Noten zus.schreiben. Er hat einige Berechnungen gemacht, die er Hitch direkt mitteilen will, wenn er ihn um Xmas sieht.
Die Sekretärin, Miss Urban geht morgen weg (ans Institut); ich habe aber eine neue bis August.
Nun muß ich plötzlich einen Vortrag in N.Y. (Columbia) halten; Montag (Welfare economics). Das stört mich sehr, gerade wo ich angefangen hatte mich mit dem For. Trade Aufsatz zu befassen. Ich werde mich dort vor allem mit Gold beschäftigen & habe mein MS aus dem Ntl. Bur. Buch. Ich will das nicht niederschreiben, sondern frei vortragen. Dann habe ich 3 Aufs. über Spieltheorie zu lesen, die ich diskutieren soll; auch nicht so einfach.
Haberler schickte mir Mayers Autobiographie. Ein erstaunliches Dokument. Wie kann er nur glauben, daß er so wichtig ist!? Es ist tragisch. Dies zu lesen, für die Zeit wo ich selbst dabei war, erweckt eigenartige Gefühle. Als ob es gar nicht ich selber sei. In was für einer anderen Welt wir doch leben. Xmas wollen H's hier durchkommen (& wohl wieder einen freien Lunch haben, den sie diesmal nicht bekommen werden).
Viner ist zurück; er sieht elend aus. Gestern ist seine Frau, Frances, in N.Y. operiert worden. Es soll gut gegangen sein. Aber die armen Leute.
Sa. hatten wir Lesters hier zum Dinner & gingen dann ins Kino. Nett. Ich will mit Lester, Chandler etc. etwas besser bekannt sein. Schliesslich lebt man mit ihnen. Die wahren Freunde sind wenig & so ungewöhnlich, daß man nicht das ganze Leben darauf bauen kann.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.33)


