OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1953-55 / 1954-01-01

Freitag Jan. 1

Wir sind um 3h früh aus N.Y. zurückgekommen, wo wir bei einer Geburtstags-Neujahrsparty bei Jakob Goldschmidt waren. (14 Personen, seine Verwandten plus Frau Hilferding). Es war sehr nett & wunderbares Essen von Paula zubereitet. Paula ist absolut erstklassig. Wir fuhren um 5h hinein. Kalt, windig, aber schön.

Am Mittw. Abend kamen wir (mit Mr. Gurtoo, einem Inder aus Luckno, den wir schon nach Wash. mitgenommen hatten) zurück. Carl hatte sich glänzend benommen. In W. war alles gut gegangen, nur hätten wir im Shoreham wohnen sollen. Nächstes Mal. Viele Leute – flüchtig – getroffen. Meine beiden Beiträge waren wohl ganz in Ordnung. Nun muß ich das Gold MS fertig machen, ehe ich wieder heraus komme. Ich will es im W. A. publizieren (auf english). Die 3 Vorträge über Games waren sehr gut; gratyfying. Ich bin von Leontief gebeten werden, Vorsitzender eines Comités zu sein, das der Econometric Soc. neues Geld verschaffen soll. Chipman hielt einen etwas konfusen Vortrag über Spiele, aber er ist ein wohlmeinender Mann. Die Theorie fasst immer fester Fuß.

Montag Lunch bei Ivar Root (IMF). Noch Cochran (Deputy), Southard, Jacobi, W. Stewart, Rist (jun.), Haberler, E. Mason, Bernstein. Ganz interessant. Hab. machte weltfremde Vorschläge über Conversion. Ich sagte, daß man dies Ländern nur aufzwingen könne, (falls man die Macht hat) oder ihnen zeigen muß, daß sie einen klaren Vorteil davon haben (d.h. die herrschende Gruppe, oder eine andere, die gerade im Begriff ist, an die Macht zu kommen). – Eine Party bei Pribram (mit Carl), wo viele ehem. Österr. waren. Mit Wiley's Mr. Ierardi gesprochen und alles erledigt.

Di. 2h hatte ich eine lange Unterredung mit Rr. Adm. Bolster (ONR) & Pieri über "Navy-Rand". Ich war erfreut zu sehen, wie ernsthaft mein Vorschlag diskutiert worden ist, in ONR, CNO etc. Bolster & Parsons hätten ihn besprochen & B. & Adm. Schindler, den ich nächste Woche anrufen soll, wenn er die Idee weiter studiert hat. Die Sache wird ziemlich sicher zu Admiral Carney gehen. Irgend etwas wird daraus werden. Viell. setzt man eine Temporäre Gruppe zusammen. Die Hauptsache ist, daß diese Fragen studiert werden. Nun das Geld knapper ist, werden die ökon. Aspekte immer wichtiger.

Weihnachten war sehr schön. Am heiligen Abend hatten wir unsere Bescherung. Dor. war sehr überrascht durch das Cartier Armband, das ihr sehr zu gefallen scheint. Der neue Tisch kam auch am 22. Ferner hatte ich ihr noch einen Kupfer Wasserkessel gekauft, den sie sich gewünscht hatte. Von Carl bekam sie Stendahl: Red & Black. – Ich bekam Durant's Renaissance, eine sehr schöne Ledertasche (so daß ich damit kurze Reisen machen kann, oder mit Büchern für's Büro etc). Carl war sehr zufrieden, war etwas enttäuscht, daß er Santa Claus nicht sah. Am 25. kamen D.'s Eltern & Frieda. Es war recht nett. Mehr Geschenke. Für uns mehr Silber usw.

Nun bin ich müde, obwohl ich am Nachmittag 2 Stunden geschlafen habe. Es war ein stiller Tag; sehr gut so. Morgen fange ich wieder mit der Arbeit an: Es gibt viel zu tun. Aber in 1954 sollten eine Reihe von Arbeiten tatsächlich erscheinen. ("Contribution", "Accuracy" (2. Aufl.), Gold Artikel, Spiele (HWB) etc).

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1953-55, Eintrag 1954-01-01
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.33)