OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1953-55 / 1954-01-07

Freit. 8. Jan.

Gestern kurz über Mittag im Büro, aber der Nachmittag & Abend waren grässlich. Heute früh blieb ich im Bett & ging den ganzen Tag nicht aus. Mein linkes Auge ist noch immer gereizt; hindert das Lesen. Auch sonst noch nicht ganz in Ordnung. Dorothy war auch ziemlich krank, es geht aber besser. Sie hat Stendahl's Rouge et Noir gelesen; ganz absorbiert. Sie mag den Chanter nicht, findet Flaubert, Balzac besser & auch das "Charterhouse".

Carl ist von allem verschont geblieben. Er hat sich reizend benommen. Er will so viel erklärt haben, z.B. Mikroskop; oder Herz & Blutumlauf. Er lässt sich nicht abtun, sondern will eine zusammenhängende Erklärung, die einen Sinn hat. Jetzt zieht er sich auch weitgehend allein an. Diese Woche hat er plötzlich angefangen Knöpfe auf & zu-zumachen & das übt er, wo er kann.

Shubik tel. aus Chicago, daß er keinen Krebs hat (sein Bruder untersuchte ihn); er hat ein 3 jähr. Angebot als Assist. Prof. in Carnegie Tech. Gut. $ 6-7000.- für 11 Monate. Ich würde ihn gern in Princeton sehen und werde das bei der nächsten Sitzung zur Entscheidung bringen. Peston hat Tom Whitin besucht. T. ist sehr beschäftigt, aber es geht ihm gut. Neulich war Herbert Simon dort & sprach über Inventary Control; die Hälfte der Zeit widmete er Tom's Buch. – Sonntag kommt Midutani auf 2-3 Wochen her.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1953-55, Eintrag 1954-01-07
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.33)