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tagebücher / 1953-55 / 1954-02-07

So. 7. Feb.

Die Shubik Sache ist schief gegangen. Fast allg. Widerstand, geführt von Chandler; am ehesten für ihn Stephan & Notestein. Die Argumentation war ein Skandal. Es war die übelste Sitzung, die ich in Princeton je mitgemacht habe. Aber ich werde mich revanchieren und ihnen unter die Nase halten, was sie implizite plötzlich für Standards gesetzt haben, wenn ihnen die wiss. Qualifikationen Martin's nicht zusagen. Voriges Jahr war es Whitin & heute sagen sie, was er für eine Leuchte gewesen ist. Natürlich kann Martin als Res. Associate bleiben, aber er hat ein gutes Angebot von Carn. Tech. & wird wohl dorthin gehen. Übrigens hat Shapley sein 3 jähr. Angebot als Assist. Prof. hier abgelehnt & geht zu Rand. Ich erzählte alles Johnny am Freitag, der auch empört ist. Wir wissen beide daß Chandler etc. die Theorie der Spiele fürchten & sie nicht hier noch beschleunigen wollen. Aber es wird ihnen nichts nützen. Mehr & mehr Studenten werden darüber fragen & in einigen Jahren werden sie die Grundzüge lernen müssen. Johnny sagte daß Viner, der auch gegen die 3 jähr. Ernennung stimmte, eingebildet sei, obwohl er sonst die anderen überrage ohne wirklich erstklassig zu sein.

Im Inst. eine lange Unterhaltung mit Gödel. Er ist in sehr guter Form. Jetzt schreibt er einen Aufsatz über Nominalismus für den Carnap Band der "Living Philosophers". Er findet C's Begründung der Wahrscheinlichkeit die annehmbarste. Die Mises-Wald'sche folge aus den C'schen Grundlagen. Johnny ist zweifelnd & hält zur frequency Begründung bzw. zur Maßtheoretischen.

Gestern waren Weyls hier. Ein sehr angenehmer Abend. Viel von ihrer Griechenlandreise erzählt. Er schreibt sein Buch über die Riemannsche Fläche um, und ist überhaupt sehr lebendig. Im Okt. wird er in Columbia Univ. sprechen (Bicentennial).

Heute bei Goulds zum Luch; sehr gutes Essen & feiner Wein. Ein M. Ritter, der am. Vertreter von Havas (aus Strassburg) & Frau waren da & die McAlpins. R. ist ein intelligenter Mann, der viel herumgekommen ist. Wir hatten viele gemeinsame Bekannte. Vor-Gestern bei Noyes, der einen konfusen Aufsatz über Nachfrage geschrieben hat in dem manche gute Gedanken enthalten sind. Viell. kann er den Weizen von der Spreu trennen. Jetzt liest er meine Dem. Th. Reconsidered.

Nun habe ich nicht nur die Abhandlung über "Exp." völlig fertig, sondern auch Kap. III des NBER MS beendet. Mit den weiteren Kapiteln sollte es ziemlich schnell gehen. Hurrah!

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1953-55, Eintrag 1954-02-07
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.33)