OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1953-55 / 1954-03-01

Mo. 1. März

Dorothy's Befund: es fehlt ihr gar nichts. Alles nur Nerven; d.h. sie nimmt alles zu tragisch, und muß sich an die alte Diät halten, d.h. keine Rauhen Dinge essen. Dr Welch glaubt, es wird mit der Zeit besser werden. Wenn sie Schmerzen bekommt, kann sie eine Medizin nehmen. Jetzt hat sie wieder Schnupfen (den 3.). Ebenso Carl der auch viel hustete. Am Abend bekam er so starkes & langes Nasenbluten daß wir ins Spital fahren mußten, wo ihn Dr Adams causterized. Er hat sich wunderbar benommen & nie seine gute Laune verloren oder sein tadelloses Benehmen vergessen. Carl's "poise" ist einfach erstaunlich. Ich glaube mit seiner Erkältung ist er über den Berg.

Ich habe seit einigen Tagen das Soundscriber. Wir wollen einen Record mit Carl machen und ihn dann copieren & an Hannchen, Vosslers, die Grosseltern senden. Man kann sie auf dem LP Grammophon spielen, aber bisher war es nicht sehr gut. Die Maschine sollte mein Leben recht erleichtern.

Momentan viele Schwierigkeiten: Mrs' A's Abschrift der Wong'schen MSS ist nicht in allem befriedigend. Wir werden wohl etliches neu machen lassen. Verzögerung! Auch viele Fehler. Also wird das alles noch 2-3 Wochen dauern, wenn nicht mehr. Ich habe meine Abhandlung bereits korrigiert.

Heute war Melvin Drescher hier. William's Buch wird Cartoons haben, die ausgezeichnet sein sollen.

Freitag ein glänzender Vortrag Johnny's über eine neue Methode zum Auffinden optimaler Strategien. Wir hatten Do. Lunch miteinander. Er fragt mich so ständig über Expansionskoeffizienten, Kapitalbild etc, daß ich mir so bald als möglich die ganze Sache systematisch anschauen will.

Sa. erst bei Wilks, wo noch die Lesters waren & Donald Young & Frau. D. ist pompös, aber harmlos. Dann Dinner bei Walkers. Dann letztere & noch 18 Leute zu uns, wo wir den Film "Communications Primer" von Charles Eames' zeigten & 2 von Jim Davis. Eames hatte ihn mir geschickt; es ist derselbe, den er mir voriges Jahr in Santa Monica zeigte (mit einigen Änderungen). Alle (ich auch) waren erstaunt meinen Namen am Ende (mit Shannon, Johnny, Wiener) zu sehen mit "Acknowledgement". Das war überraschend. Der Film ist gut. Jetzt will er einen über Feedbacks machen. Man könnte einen über Spiele machen. Wir sollten das in Santa M. besprechen. Dorothy freute sich, daß wir den Eames'schen Film zeigten konnten, denn alles war ganz fasziniert, dass wir diesen Kontakt haben.

Do. sprach Kriz über Gold; ganz interessant, aber nichts besonderes. Ich muß nun wieder zu Kap. IX zurück, wo alles stecken geblieben ist. Stephan ist eben von Rand zurück; er war 1 Woche dort. Alles gehe recht gut.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1953-55, Eintrag 1954-03-01
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.33)