OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
[home]––[info]––[tagebücher]––[personenverzeichnis]––[impressum]
diary-page
diary-page
diary-page
tagebücher / 1955-57 / 1955-11-08

Di. 8. Nov.

3 Tage hat es mich gekostet die deutsche Übersetzung des Aufsatzes "Experiment etc." für das WA in Ordnung zu bringen! Jetzt ist das vorbei. Morgen schreibe ich an dem HWB Aufsatz; Schäder hat mir geschrieben; sie wollen speziell eine ausführliche Bibl. haben. Braithwait's Antrittsrede ist übrigens als kleines Buch erschienen: Th. of Games as a Tool fort he Moral Philosopher. (Noch nicht gelesen.)

Ich finde, daß mir die Arbeit etwas schwer fällt, & gestern fühlte ich mich gar nicht wohl. Es sind nicht Kopfweh, aber irgend ein merkwürdiges Gefühl im Kopf. Ich tel. gestern mit Dr Welch, der mir etwas mehr Phenobarbitol gab (für etwa 3 Wochen) & mich dann sehen will. Das Elektroencephalogram habe ich eine kleine Veränderung gezeigt, die mit der Diagnose genau übereinstimme. Er sagte, ich könne "without prejudice" weiter leben, offenbar, dass wieder alles in Ordnung sei. Hoffentlich hat er Recht & es gibt kein Geschwür. Das wäre eine schöne Bescherung. Der arme Metzler in Chicago hat etwas derartiges.

Noch keine Papiere von der AEC; heute Lunch mit Wigner & sehr gute Unterredung; viel über AEC (er ist am Adv. Council). Er wusste übrigens von meiner Tätigkeit im Zus.hang mit AEC. Er sagte, daß der Mann der ihn wiss. am meisten beeinflußt hat, Johnny sei. Dann käme lange, lange niemand & dann Jordan. Wir sagten uns, wir sollten öfter miteinander zus.kommen, was ich gerne täte. Gödel will mich auch dringend sehen. Seit ich ihn auf Charney & Meteorologie aufmerksam gemacht habe, fragt er mich tel. viel über Hurricanes, etc. etc. sodaß ich jetzt Charney sagte, er sollte mir das abnehmen! Spassige Situation.

Heute war Father'sday in Carl's Schule. Es ist sehr nett dort & er freute sich, mich dort zu sehen. Carl ist sehr lieb. Jetzt lernt er schon immer mehr zu lesen. Bis zum Sommer wird es ihm ganz leicht gehen; Aber wie schwierig doch Engl. zu lesen ist! Sa. waren wir bei Langfelds zu Cocktails; recht nett. Dorothy wird viel bewundert. Sogar Mrs. Eisenhart sagte, daß alle Welt von ihrer Schönheit entzückt sei & Panovsky sagte neulich bei Adams, wo wir zum Dinner waren, daß Dorothy wie eine wahre Prinzessin aussehe. Sie ist sehr lieb zu mir & wir sind recht glücklich.

Predohl will mir in 2-3 Wochen näheres schreiben. Sehr nette Briefe von Vosslers & von Hannchen, die natürlich ganz erregt ist, daß wir nach Wien kommen könnten.

Gestern schlug ich in der Fakult. Sitzung vor, man solle die neuen Ordinarien zu Antrittsvorlesungen veranlassen, damit man sich vorstelle, & um über die anderen Gebiete zu hören. Es fand viel Beifall, aber Dodds sagte mir nachher, daß die meisten Leute Schwierigkeiten machen.

Wong begann heute einen Kurs über Math. for Economists. 14 kamen; wir waren ganz erstaunt. Hoffentlich macht er es gut.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1955-57, Eintrag 1955-11-08
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.34)