OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1955-57 / 1957-02-18

Mo. 18. Feb.

Am Freitag, den 8. Feb. um 215 p.m. ist Johnny gestorben. Ich war gerade in Washington & hatte eine lange Besprechung mit Gen. Starbird, Dir. of Mil. Applic. of AEC. Als wir fertig waren, sagte er mir was geschehen sei (die Nachricht war noch nicht verbreitet worden). Es war ein Schick, obwohl der Tod so lange erwartet war. Starbird kamen Tränen, als er es mir sagte. Er erinnerte auch daran, da ich zu seiner Division durch Johnny gekommen sei. Ich fuhr sofort ins Spital, wo Klari & die Brüder waren. Dort sah ich Johnny zum letzten Male; er war nicht mehr derselbe. Sein Tod war friedlich, und er schloss die Augen von selbst. Aber die letzte Woche war schwer für ihn gewesen, das Atmen war es. Er hat so viel länger gelebt, als alle Ärzte dachten; auch darin hat er gezeigt, was für eine riesige Kraft in ihm wohnte. Bald kam Col. Vincent Ford, der Johnny so viel geholfen hatte. Wir brachten Klari heim. Als wir eben abfuhren kamen Marina & ihr Mann an & wir sagten ihr, daß Johnny gestorben sei. Klari war ganz erschöpft. Nächsten Morgen fuhr ich heim. Ich hatte Dor. tel. aber sie hatte es schon von Ulam gehört, den Strauss' Sekret. angerufen hatte. Samstag Abend war ich in Princeton; viele Anrufe (Oppenheimer, Montgomery, McDonald usw.) McD. war hilfreich sofort wegen Life Mag zu sprechen um dort möglichst eine Katastrophe zu verhüten. Sonntag fuhren Dorothy & ich nach Wash. & trafen im Zug Fellners. Wir alle gingen dann zu Klari, die wir dazu brachten mit uns zu essen. Mit Fellners & Mrs. Millard (Mitnitzky) gingen wir einen weiten Weg, ehe wir zum Hotel fuhren.

Montag um 11h war der Service in der Kapelle des Spitals. Es schneite, als wir kamen. Viele Leute; AEC, Navy (Norton, Smith); Unbekannte, Father Anselm (Benediktiner) las die Messe (sehr undeutlich) sprach aber am Sarge einige gute Worte. Was Johnny für ein grosser Mann gewesen sei; daß es keine gewöhnliche Sache gewesen sei in seine Nähe zu kommen (wie ich das bezeugen kann!). Dabei hatte er ihn nie gekannt, als er in voller Kraft war.

Cuthbert Hurd brachte uns zum Hotel, Dor. fuhr mit Fellners heim; ich fuhr ins Pentagon zu Adm. Johnson um ihm von den Dingen zu berichten die mir eingefallen sind & die ich mit Starbird besprochen hatte (Empire State").

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1955-57, Eintrag 1957-02-18
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.34)