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tagebücher / 1955-57 / 1957-02-28

Freit. 28. Feb.

Morgen bekomme ich einen Brief von Dodds. Ich bin pessimistisch, aber ich werde dennoch nicht nach Basel gehen. Es wird sich hier zu Lande mehr entwickeln; die Sachen in Wash. "will pay off". Übrigens wird mir die Science Found. $ 15000,- pro Jahre für 3 Jahre geben (aber es wird 9 Monate dauern); damit kann ich Time Series Analysis machen. Dazu noch Geld von IBM. So wird es anfangen.

In Wash. Mo. Abend Dinner mit Whitins & ihrem Verwandten Eustace; dann ins Theater, neuer Tennessee Williams: Orpheus descending. Sehr gut. Lunch mit Tom & Shubik. Wir haben über unsere Company gesprochen. Es sollte etwas daraus werden. Vom Sommer ab werde ich mich darum kümmern.

Nun habe ich noch ein Problem für DMA the swith – und was damit zusammenhängt. Das habe ich schon seit langem Sandia vorgeschlagen, aber es ist ein viel allgemeineres Problem.

Sonntag bei Mrs. Nozes zum Lunch. Florinsky war der Gast; noch 2 Dumm & 2 Viner. Jack redete wieder so viel, daß Florinsky kaum zu Worte kam. – Unser Dept. hat nun Milton Friedman berufen, ich glaube nicht, daß er kommen wird, er wäre aber gut, obwohl er so schrecklich "opinionated" ist. Mir wäre Beckmann lieber (d.h. jüngere Leute); oder Hutchison, oder Nurkse.

Samstag Dinner bei Dan Pierce's, sehr nett. Dan redet von einem kanad. Uranium Stock (Caysor-Atabaska), der in Can. nur "over the counter" gehandelt wird (!!) Stieg kürzlich von $ 4,- auf $ 6,-. Viell. sollte man 100 Aktien kaufen. Ich will Huttner fragen, wenn ich im Mai 56 Geld gehabt hätte, & wie er riet Brit. Petroleum gekauft hätte, wäre es 100% Gewinn gewesen. Ich glaube, daß Uranium, trotz der grossen Funde, knapp sein wird – ausser man erhöht den % Satz der technischen Effizienz, oder gewinnt Elektrizität direkt, oder Thermom… Arbeit erzielt Erfolge. Ich hörte übrigens von W. Fuchs über seine Arbeiten & habe das Spitzer & der AEC mitgeteilt.

Nun sind es schon 2 Wochen, daß Johnny starb. Wie leer es ist. Irgendwie war er noch da & bei uns, obwohl kaum noch am Leben. Am 11.-12. März ist eine Games Conf. hier. Ich soll sie eröffnen und etwas über Johnny sagen.

Die Vorlesungen (Theorie, Grad.) sind im Gange & es gibt einige gute Leute. Manche haben wenig Vorbildung, sind scheu, aber eifrig.

Neulich mit Mellon in N.Y. Die letzten Charts mit Mr. Forman besprochen. Das MS soll "ehestens" an die PU Press gehen. Ich brauche nur noch das Vorwort schreiben. Dazu muß man aber in der richtigen Stimmung sein.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1955-57, Eintrag 1957-02-28
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.34)