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tagebücher / 1955-57 / 1957-06-10

So. 10. Juni

Vor 8 Tagen Laryngitis, Mo., Mittw. im Bed, aber Do. in N.Y., wo ich mit Shubik, H. Mills & J. McKittick (GE) lunchte & dann beim Council of For. Rel. Vice Adm. Libby (CNO) hörte (er kam zu spät & sagte nichts bes. originelles. Er imponiert mir nicht sehr (er war bei meiner Sitzung mit Adm. Burke dabei gewesen); er hätte viel mehr aus der gegenwärtig glänzenden Möglichkeitslage der Navy machen können. Sie verstehen das einfach nicht.

Später mehr. –

Mo.

Gestern hatten wir Dinner hier. Buchanans (vor kurzem aus Konstantinopel, Griechenland usw. zurück), Wilmerdings & Adams (Morgan Library). Es war bes. nett. Kurz mit B. über die Section gesprochen. Er hält $ 10 000,- pro Jahr für 5 Jahre nicht für unwahrscheinlich. Heute erzählte ich Gemmell davon & von Mr. E. Ford, Dir. von IBM, & daß ich hoffe von ihm Geld grösseren Stiles zu bekommen. Er wird sich gewiss anstrengen etwas zustande zu bringen.

Freitag 9. Hochzeitstag. Dor. gab mir 1 Steubenglas & ich ihr 2 Kunstbücher (Bosch; & Niederländer). Wir gingen in die Inn & hatten gutes Dinner. Dorothy war sehr nett. Diese 9 Jahre sind so rasch vergangen! Das schönste, das uns passiert ist, ist Carl. Neulich schlug er mich im Schach! Gestern fragte er was ein Paradox sei! Ich erzählte ihm die Geschichte mit den 3 Barbieren in derselben Strasse. Er sagte sofort: Anstelle zu schreiben: "dies sei der beste in dieser Strasse", hätte er schreiben sollen: "der beste im Universum", qualifizierte das aber: man müsse dann natürlich glauben, dass es z.B. welche am Mars gäbe. Ich sagte Gödel beschäftige sich mit Paradoxen. Antwort: Das sei wohl, weil Gödel so sehr das Unendliche studiere!!). Dann bracht er das Anti-Metter auf, wovon er mich einmal vor vielen Wochen hatte reden hören. Was, wieso … Heute ist er 6 ¾.

Heute bei Dr Smith, Check-up. Alles in Ordnung. Mehr Exercise, weniger Coffee am Abend und Urlaub. Er bedauert Dorothy's Tension & Sorgen. Er glaubt es müsse von der Mutter kommen – wie wahr. Die Arme macht viel mit, obwohl es viel besser ist als wir je dachten. Das Haus macht sich sehr gut. Die neuen Terrassen sind wunderbar, fast wie 2 neue Zimmer.

Nun sind die letzten Rechnungen zu bezahlen. Alles hier, ausser $ 2500,- die ich borgte 8secured Loan, 5%); zahle nur Zins auf den ausstehenden Betrag. Habe 100 Aktien US Borax cc ($ 6200,-) als Sicherstellung gegeben.

Lange Disk. mit Mills & Huttner. Das Bild fängt sich an zu klären. Ich möchte bald von Shephard hören. Die Mark. Res. Corp. möchte uns finanzieren; aber wollen nur Contracte, zuerst kein Capital. Ich möchte ev. noch Dilworth (Kuhn, Loeb & Co) hereinbringen. Ferner dürften Tucker & Wilks mitmachen. Im Sept. werden wir wohl gegründet sein. Mills hat grandiose Ideen, sieht 200-300 Angestellt etc. Ich nicht; aber etwas wird schon werden. Das sollte mir im Jahr ˜ $ 5000,- hereinbringen (nach 3 Jahren). Was wir wirklich wollen sind Kapitalgewinne. Ich habe eine Idee einer grossen Dataprocessing Maschine für Finanzen & die Börsenoperationen.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1955-57, Eintrag 1957-06-10
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.34)