Mi. 6. Nov.
Gestern Abend ½ 6 tel. ein Lt. Com. von CNO und sagte Hayward habe bestimmt es solle für mich Transport nach Frankfurt im Dez. bereitgestellt werden! Die Navy habe mich von Deutschland aus angefordert. So werde ich am 6. Dez. von Wash. abfliegen (am 5. ist mein Vortrag im Naval War College). Das ist doch wirklich allerhand von der Navy, bes. von Hayward. Ich hoffe ihn Montag zu sehen, am Wege nach Chapel Hill, wo ich Di. Vortrag halte. "The present turn in Economics". Wenn ich aus Europa zurück bin, möchte ich einmal 4 Wochen hier bleiben können. Wie nett es wäre wenn Dorothy mitkommen könnte! Leider kostet das zu viel, zumal ev. noch Hannchens Reise bezahlt werden muß. Dor. glaubt aber, daß ich noch einmal ein Ehrendoktorat bekommen werde & sie dann dabei sein kann. Vielleicht, aber ich glaube an nichts weiteres.
Gestern war W. Fuchs (Aachen) hier & ich verbrachte fast den ganzen Tag mit ihm. Recht interessant, aber nichts wesentlich neues kam zum Vorschein. Wir lunchten, sprachen Shenstone & gingen dann Milton White, Rubby Sherr & Walker Bleakney besuchen, die uns über Accelerator, Cycloction & Shockwaves erzählten. Was das doch für andere Leute sind, als die meisten Ökonomen. Was für andere factual Basis, viel mehr Begriffe & Unterscheidungen, etc. etc. Ich bin im Herzen gar kein Ökon., zumindest nicht gerne. Wenn die Th. der Spiele nicht gekommen wäre, hätte ich das alte alles stehen lassen & etwas anderes getan. Keine Befriedigung in der landläufigen Ök. für mich. Darüber ein ander Mal. Zum Cokt. kamen Wilks & Frau; Sam & Fuchs sprachen über F's Statistik der Sprache. Zum Dinner die Spitzers. Es war sehr nett.
Später. Ich bin nun ernstlich dabei die Allen Besprechung zu schreiben & sollte das Sonntag fertig haben. Es lassen sich einige Sachen sagen, aber ins Detail kann man gar nicht gehen; das Buch hat fast 800 S.!
Lester ist Councilman der Borough; ein Dem. als Mayor, fast auch in der Township. Die Dem. haben allg. grosse Fortschritte gemacht. Heut hat Dulles 5-6 Leute der Truman Administ. zur Beratung bei sich gehabt, darunter Acheson. So ändern sich die Zeiten. Aber unter den Demokraten wäre es ja gar nicht besser gewesen: das Übel steckt viel tiefer; in der antiintellektuellen Haltung, dem Feudalismus an den Universitäten, der allg. Softness, dem mangelnden Verständnis was das für eine Zeit ist, in der Wir leben. Was für ein Paradox: wir müssen in erster Linie Grundlagenforschung betreiben, aber das dauert lange & erfordert eine Absonderung von der Welt & den momentanen Geschicken & Geschehnissen, die nur sehr schwer zu erreichen ist. Ich konnte es fertig bringen, als wir an der Th. of Games schrieben. Damals war mir der Ausgang des Krieges klar & nur eine Zeitfrage & daher die eigene Arbeit wichtig. Heute ist die Lage gar nicht so eindeutig. Natürlich darf man nicht die Hysterie mitmachen, in die manche zu verfallen drohen.
Wieder sehe ich, daß ich viel mehr in meinem Kopfe habe, als ich herausbringen kann. Es liegt etwas ähnliches vor wie bei den Rechenmaschinen bei Relais Masch. ist man an die langsamst beweglichen Faktoren (mech.) gebunden & verliert den Vorteil der elektrisch. Geschwindigkeiten. Heute sind wir an die Geschwindigkeit des Schreibens & Sprechens gebunden wogegen die Gedankenprozesse viel schneller sind, zumindest gelegentlich.
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.34)


