OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
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tagebücher / 1958-59 / 1958-02-03

Mo. 3. Feb.

Ziemlich viel los gewesen: Do. war Ulam hier, er hatte in Wash. ausgesagt (hauptsächlich über die Nuclear Rocket); wir diskutierten das Laboratoriumprojekt, für das er ist, & meine Arbeit über Strategie. Später kam Barsuk (Warsaw), mit dem Ulam den Antipoden Satz aufgestellt hatte. B. ging aber nicht sehr aus sich heraus & man erfuhr nicht viel, ausser daß die Math. sich mit Ökon. zu beschäftigen anfangen, O. Lange nicht viel wiss. bedeutet, die Textilien teuer sind & die Polen nicht leicht nach Russland fahren können. Er ist aber wohl überhaupt ein etwas verschlossener Mann.

Nun schrieb Sandia, daß ich auch bei anderen Conf., wenn ich will, teilnehmen soll. Eine ist am 27. Juni. Da will ich gehen, mit Dorothy & Carl & wir können im Juli unsere Ferien in den Bergen (Aspen usw.) verbringen! Das wird mir sehr passen.

Die Conf. des Soc. S. Res. C. in N.Y. war eine Menge Geschwätz. Die besten waren Wallis (der gar nichts sage, erst in den letzten 10 Min.), Millikan, wogegen Hitch schwach ist. Colm, S. Alexander usw. schwätzen. Immerhin wird Knorr einen ganz anständigen Bericht machen können – Beza hilft ihm. Ich fuhr mit B. nach N.Y.; er gefällt mir. Tom … war auch da, gut, aber nicht gewachsen. Schaut noch immer wie ein undergraduate aus. Er hatte schon in Wash. (!) gehört a) Rock. Grant, b) Advisory Panel.

Freit. Abend ass ich mit Wheeler & Marvin Stern (Convaix) im Hotel N.Y.; St. war gerade in Wash. gewesen & hatte Holladay gesprochen, der alles über unseren Plan des Ntl. Def. Lab wusste & es für sehr wahrsch. hielt, daß es gemacht wird. Wir 3 diskutierten wie man weiter vorgehen solle. (Z.B. Charter by Congress). Dann hörten wir Killian (Phys. Soc. Meeting) & sassen noch mit Dr Alan Waterman (NSF), der auch sehr für die Sache ist. Es schaut so aus, als ob etwas daraus würde. Morgen fahre ich nach Wash. ONR etc, & Mittw. mit Wheeler bei Dr Hill (WSEG) in dieser Angelegenheit & dann Lunch mit Sen. Jackson.

Etwas mehr am MS geschrieben. Aber im wesentlichen noch Notizen. Man muß allerlei Ungenauigkeiten beseitigen, die in üblichen Äusserungen liegen. Und deren gibt es so viele. Selbst wenn gesagt wird A könne B "zerstören", ist nicht klar was damit gemeint ist, unter welchen Bedingungen etc. Aber mein Bild wird immer klarer & sowie ich aus W. zurück bin werde ich wieder mehr schreiben.

Heute war Dorothy den 1. Tag in der Univ. & es scheint ihr zu gefallen. Aber wie sehr, wird sich erst in Monaten zeigen. Hoffentlich strengt es sie nicht zu sehr an.

Neulich war ich mit Dorothy bei Ms. Stroup (Princ. Elem. Sch.) über Carl sprechen. Er ist (ok!) über dem Durchschnitt, sein lesen entspricht 6.-7. Grade und S. glaubt, daß er später in weitere vorgeschrittene Programme wird kommen können. Wir baten um mehr Arbeit für ihn, bes. Komposition. Carl macht uns immer wieder die grösste Freude & das allg. Verhältnis zwischen uns ist glänzend.

Neulich Besprechung über Mangan Modell 1a ; es ist in guter Ordnung & kann bald nach N.Y. gehen, wir brauchen nur den Code von Phil Wolfe. Ende dieser Woche kommen die Text Corr. meines Buches aus N.Y.; da muß ich endlich das Vorwort schreiben; mir graust. Ich brauche wieder einmal viel, zus.hängende Zeit.

Die Heizleitung in Küche & meinem Badezimmer werden verlegt (auf den floor). Dabei mußte etwas geräumt werden & ich fand meine alten Tagebücher: 1925-, 31-, … Als ob sie ein anderer Mensch geschrieben hätte. Merkwürdig wenig über mein intellektuelles Leben, über meine Arbeiten, Denken, Lektüre. Auch wenig über die Politik oft in ganz entscheidenden Zeiten, z.B. Jan. 1933. Wie war das möglich?

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1958-59, Eintrag 1958-02-03
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.35)