OSKAR MORGENSTERN TAGEBUCHEDITION //
[home]––[info]––[tagebücher]––[personenverzeichnis]––[impressum]
diary-page
diary-page
diary-page
tagebücher / 1958-59 / 1958-03-29

Samst. 29. III.

Der erste schöne Frühlingstag; endlich. Es ist eine bewegte Woche gewesen. Montag flog ich nach Dayton um meinen Vortrag (Dienstag) vor dem Management des Air Nat. Com. zu halten. Man brachte mich im VIP Quartier unter, Di. ging ich ins Air Force Museum, man zeigte mir einen Film und dann traf ich Gen. Rawlings (xxxx) & Lt. Gen. McKee, seinen Deputy. Die Rede (nach dem Lunch) ging gut & wurde gut aufgenommen, viele Fragen. Ich sprach über "Strategy in Nuclear War & Logistics". Es gab lebhafte Disk. bes. über meine Sorge, daß man ein zu perfektes Friedenssystem einrichte, das im Kriegsfalle sehr empfindlich sei. Es waren etwa 15 Generäle da, 30 Col., und 50 Zivilisten. Di. Abend kam ich heim. Das Wetter war scheusslich gewesen.

Mittw. war ich Abend in N.Y. beim Council wo F.C. v. Weizsäcker über die Göttinger Erklärung der 18 Physiker sprach. Gutes Engl., sehr geschickt etc. aber hohl. Er wolle A-Waffen in Deutschl. in amerik. Händen, aber keine für Deutschland. Der Friede hänge davon ab, daß US gute A-Waffen habe (aber grosse Gefahr russ. Infiltration) etc. Viell. könnten Russl. & US gemeinsam anderen Völkern Besitz & Erzeugung von A-Waffen verbieten (China!!?). Ich fragte ihn, ob er, da er für den Westen sei, US helfen würde besser A-Waffen zu produzieren? Nein. Also hier sieht man den Schwindel und Widerspruch. v. W. ist jetzt Prof. der Philosophie in Hamburg. Wigner sagt, daß er nie viel Physik betrieben hat, hauptsächlich Kosmologie, was mir bekannt ist.

Do. Lunch mit Eugene; gut wie immer. Ich zeigte ihm die Übersetzung des russ. Buches über Atom-Flugzeuge, das ich in Wright-Patterson aufgetrieben hatte. Ein erstaunliches Werk, da es populär ist & hinter ihm eine Menge detaillierter Arbeit steckt. Wir haben in Engl. nichts ähnliches aufzuweisen. Unser Panel sollte sich mit der Sache beschäftigen; er schreibt einen zus.hängenden für unsere Sitzung am 10. April).

Gestern in N.Y. den ganzen Tag mit Giles Mellon. NBER. Wir sahen alle Charts an, die Tabellen etc. & haben fast alles fertig. Eine Frage existiert noch bezüglich der "short Cycles" & ich muß morgen entscheiden, was wir damit machen (ob neue Berechnungen, oder etwas mehr Erläuterung im Text etc.). Alles muß Do. fertig sein & dann geht alles zum Umbruch. Fehlt noch das Vorwort, über das ich mir nun Gedanken mache. Wenn der Umbruch da ist muß noch der Index gemacht werden. Das Buch wird auf über 600 S. geschätzt. Mellon ist ganz hervorragend gewesen. Auch Mrs. Edgar war sehr sorgfältig. Immerhin, man findet dies & jenes. Es war gestern sehr anstrengend und wir kamen erst um ½ 11 abend von N.Y. fort. Nun kam ein Brief von Sommer (Münster); sie haben einen neuen Mann, der die Übersetzung durchgeht & ich werde nun rasch die weiteren Kapitel bekommen – die Arbeit reisst nicht ab. Ich will wirklich an die Strategie zurück & auch die "Accuracy" machen usw. usw. (z.B. die "Konstanten in der Ökon"). Ganz zu schweigen von meinen Vorlesungen, Lectüre etc.

Montag kommt Kander her. Am vormittag Sitzung mit Kaiser & McBride wegen Mangan.

Oskar Morgenstern Tagebuchedition: Tagebuch 1958-59, Eintrag 1958-03-29
(Zugriff über http://doi.org/11471/319.25.35)